SnapBridge vs. Unleashed ’18 oder ’22

Zum Vergleich von Nikon SnapBridge und Unleashed kam es eher zufällig. Und außerdem, wer außer mir vergleicht schon eine Software- mit einer Hardware-Lösung?

SnapBridge

Unlängst las ich in einem Forum einige Postings, in denen zur Steuerung von Nikon Kameras die App „SnapBridge“ empfohlen wurde. SnapBridge Apps für Android und iOS werden von Nikon kostenlos zur Verfügung gestellt und funktionieren mit den meisten aktuellen Kameramodellen, leider nicht mit allen Digitalkameras von Nikon. SnapBridge verwendet WLAN zur Kamerasteuerung und Low Energy Bluetooth zur Bildübertragung. Bluetooth also recht sparsam, aber WLAN säuft.

Ich habe SnapBridge früher gerne verwendet, wiewohl die Verbindung SnapBridge <-> Kamera(s) unter iOS nicht immer stabil war und dem Nervenkostüm schon einiges abverlangen konnte. Für mich das Beste an SnapBridge: die Möglichkeit zur Übertragung der JPEGs zum Handy. Nicht in voller Größe, das wäre doch eine Überforderung des Handyakkus. Aber mit 2MB reicht die Größe zum Einstellen in sozialen Medien oder zur Weitergabe per Mail oder MMS.

Kein Licht ohne Schatten

Nachteile gab es leider reichlich: Das Verbinden mehrerer Kameras (nacheinander) mittels SnapBridge war meist ein Drama: Die App konnte sich an so manche Kamera bereits am nächsten Tag nicht mehr wirklich erinnern. „Kamerademenz“? Die Möglichkeiten, die SnapBridge zur Fernsteuerung bot, waren mäßig, die Übertragung von GPS-Daten hingegen „abwechslungsreich“. Ich war also gezwungen, einen separaten GPS-Tracker zu verwenden, um Bilder sinnvoll und sicher zu verorten. Die Dauer zur Wiederherstellung einer neuen SnapBridge-Verbindung nach Ausschalten war nur etwas für starke Nerven.

Vorteil gab es über die JPEG-Übertragung hinaus noch einen: Es war und ist keine weitere Hard- oder Software nötig. Das kann für manche Benutzer das hakelige Handling vielleicht ausgleichen. Ich aber brauche Schnelligkeit und Zuverlässigkeit. Mit der Zeit habe ich daher zur Schonung meiner Nerven auf SnapBridge fast vollständig verzichtet. Selten verwende ich die App noch zum Übertragen der JPEGs.

Eine Sache wäre aber noch anzumerken: Angeblich soll SnapBridge unter Android mittlerweile ganz gut funktionieren. Bei der iOS-Ausführung zwickt es allerdings nach Aussagen von iPhone-Anwendern immer noch unter den Achseln.

Unleashed

Und dann kam der Tag, an dem ich einen Fernauslöser brauchte und nicht an SnapBridge dachte. Einen Fernauslöser sollte aber auch mein GPS-Tracker (Solmeta Geotagger GMAX) locker beherrschen. Ich wusste noch, wie der des Vorgängermodells funktionierte. Wunderbar. Vergessen hatte ich aber, wie das aktuelle Modell diesbezüglich zu bedienen wäre. Ich fragte daher Volker vulgo waldgott, einen User des oben erwähnten Forums, um Rat. Er verwendet(e) dasselbe GPS-Tracker-Modell wie ich. Auf meine Frage hin ließ er mich wissen, dass er schon einige Zeit lang für die Fernsteuerung seiner Kameras ein Produkt namens „Unleashed“ verwende. Im Übrigen auch für die Eintragung von GPS-Daten.

Ich habe mir Unleashed also angesehen. Und ich war verblüfft. Okay, ohne Hardware geht es bei Unleashed nicht, nur die App fürs Handy ist gratis. Aber Unleashed, von mir in Aktion um je 99,- erworben, ist für Nikon-Kameras unfassbar klein. Deshalb wurde er von meiner Liebsten und mir mittlerweile liebevoll „Knubbel“ getauft. Kein Vergleich mit meinem Geotagger GMAX von Solmeta, der wie ein Felsbrocken auf den Kameras thront. Unleashed für Nikon-Kameras ist etwa so groß wie der Fingernagel meines Zeigefingers und nur unwesentlich dicker.

Unleashed, der kleine Knubbel
Rechts im Bild, in der Aussparung meines SmallRig-Winkels, ist Unleashed zu sehen. Winzig klein, aber sehr wirkungsvoll.

Die Ausführung für Canon ist dann „ein wenig“ größer, mir aber egal. Je ein Knubbel stecken seither in meiner Z 6 und meiner Z 7. Dauerhaft, denn es braucht selbst im Vollbetrieb nur ganz wenig Strom. Low Energy Bluetooth eben. Bombenfeste Verbindung Kamera <-> Handy. Und ist, wenn die App im Hintergrund läuft, auch nach Ausschalten oder Standby der Kamera blitzschnell wieder da, sobald der Auslöser aktiviert wird.

Gibt es doch Licht auch schattenlos?

Und was macht die Unleashed App aus dem Knubbel? Ich erspar mir eine langwierige Auflistung an Fähigkeiten, verlinke lieber zur Webseite des Herstellers Foolography: https://www.foolography.com/de Dort unter Produkte findest du Unleashed samt Beschreibung.

Mittlerweile habe ich keine Angst mehr, mit dem großen GPS-Tracker auf der Kamera irgendwo hängenzubleiben – und ich bin schneller aufnahmebereit. Der Knubbel verbleibt an der Kamera, wenn ich sie in den Koffer lege. Ich habe GPS-Daten und komplette Kamerafernsteuerung nahezu aller Kamera-Funktionen in jedem Betriebsmodus mit dem Miniteil bzw. Handy. Und ich kann auch Timelapse oder HDR-Bildfolgen etc. nebenbei mitnehmen, wenn ich denn will.

Ganz wichtig: Unleashed hält seine Verbindungen stabil. „Verbindungen„, weil ich alle Kameras, die während eines Einsatzes verwendet werden, mit einer App problemlos nebeneinander steuern kann. Geil, kennt man so nicht bei SnapBridge.

Um Farkas zu zitieren: „Schau’n Sie sich das an!“

Update (März 2022)

Es scheint so, als würden die beiden Unleashed-Teile meine Kameras im Schlaf aussaugen. Sprich: Die Akkus werden auch in ausgeschaltetem Zustand nach einigen Wochen leer. Bei beiden Kameras. Was mich schon ein wenig stört. Derzeit nehme ich die Akkus aus den Kameras, wenn sie einige Zeit nicht zum Einsatz kommen. Dieses Problem konnte ich bislang noch nicht abschließend klären bzw. nicht mit Sicherheit auf Unleashed zurückführen.

Update Unleashed ’22 (April 2023)

Ende 2021 startete Foolography je eine Kickstarter- bzw. Indiegogo-Kampagne für ein neues Unleashed ’22. Das neue Produkt funktioniert an Kameras fast aller wichtigen Hersteller und kann auch noch einiges mehr als das ohnehin schon recht universelle Unleashed ’18. Unter anderem ist das Modell „M“ modular aufgebaut und ermöglicht, pro Kamera einen Sockel zu verwenden, an den dann magnetisch das eigentlich Unleashed andockt. So ist der Wechsel von Kamera zu Kamera unproblematisch.

Allerdings:

Die meisten Nikon Kameras verwenden entweder das Modell N1 oder N2, die nicht mit magnetischen USB-Steckern funktionieren. Die Ausnahmen von dieser Regel sind die Zf, Z30, Z50, Z fc, D340 und D3500 – diese verwenden das Modell M. Bitte konsultiere die Kompatibilitätsliste, um das richtige Unleashed für deine Kamera zu finden.

Most Nikon cameras will use either the N1 or N2 models which do not work with magnetic USB plugs. The exceptions to this rule are the Z30, Z50, Z fc, D340 and D3500 – these use the model M. Please consult our compatibility list to find the right Unleashed for your camera.

https://www.foolography.com/shop/product/magnetic-usb-plug/

Mir persönlich ist die fixe Lösung lieber, weil sie an meinen Kameras (Nikon Z6 II und Z7) flach und fast unsichtbar wie ein Teil der Kamera am USB „klebt“, was mit den USB-Varianten so nicht möglich ist.

Ich habe mich an der Kickstarter-Kampagne beteiligt und warte nun schon sehnsüchtig auf das neue Produkt, das nach einigen Corona-bedingten Lieferverzögerungen noch im April dieses Jahres einlagen sollte. Mal sehen.

Mehr dazu unter https://www.foolography.com/de/produkte/unleashed/. Das bisherige Modell ist derzeit unter https://www.foolography.com/de/produkte/unleashed-18/ zu finden.

Update Unleashed ’22 (Dezember 2023)

Unleashed ’22 ist eingelangt. Tatsächlich. Was lange währt, wird endlich gut. Sieht aus wie die Version ’18, kann aber mehr. Mit € 250 aber auch kein preisliches Leichtgewicht. Muss man mögen oder brauchen. Andererseits: Meine Kameras kosten ein Vielfaches davon…

Ein eigener Bericht zu Unleashed ’22 ist in Arbeit und wird im ersten Quartal 2024 erscheinen.

Zwischenzeitlich gibt es übrigens die Unleashed App auch mehrsprachig. Ist das Handy auf die Sprache Deutsch eingestellt, so spricht auch Unleashed Deutsch mit dir.

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