Review: Lintelek Fitness Armband und der Datenschutz

Ich hatte mir schon lange einen Fitness-Tracker gewünscht. Der Lintelek Fitness Tracker erschien mir so gut wie viele andere. Black Friday bei Amazon, Blitzangebot. Okay, vertretbarer Preis, ich probier’s. Gekauft. Manchmal hast du Pech.
Sieht durchaus nett aus, der Lintelek Fitness Tracker.
Sieht durchaus nett aus, der Lintelek Fitness Tracker.

Nach Lieferung erweist sich das Band von Lintelek noch immer als recht schick und so gut ablesbar wie auf den Bildern, nur geht ohne App wenig bis gar nichts. Kein Problem, im Handbuch findet sich neben einigen kabarettistischen Übersetzungen auch der QR Code der passenden App „VeryFit Pro“. Die App ist schnell geladen, der erste Aufruf verlangt nach  der Berechtigung, Mitteilungen zu senden. Soweit, so verständlich. Wie schreibt der Hersteller auf die Frage eines potentiellen Käufers, wo die Daten gespeichert würden? „Die Daten werden am App gespeichert.“ Ja, dort auch, wie ich nun weiß.

Bald wird es heiter bis gewittrig

Bei Abfrage einer Zustimmung zu den Datenschutzbestimmungen wird gebeten, diese aufmerksam zu lesen und zu verstehen. Gut! Sonst hätte ich vielleicht etwas übersehen.

Punkt 1) ist noch recht kurzweilig. Es wird die Zustimmung verlangt, ALLE persönlichen Daten des Benutzers abzugreifen, zu speichern und beliebig verwenden zu dürfen. Alle, ohne Ausnahme. Das rüttelt ein wenig, vor allem das mit der auch zweckfremden Verwendung. Aber es kommt noch viel besser.

Unter Punkt 2) wird dann die Sicht klarer, um nicht zu sagen unmissverständlich. Es wird die Zustimmung verlangt (ich weiß, warum ich nicht „erbeten“ schreibe), via App ALLE Daten des Smartphones, auch Kontaktdaten, jedes Bild, jedwede gespeicherte Standortdaten etc. absaugen, zu speichern und verwerten zu dürfen. ALLE Daten. Ausnahmslos.

Mitteilungen senden? Aber ja doch!
Mitteilungen senden? Aber ja doch!
ALLES abgrapschen wollen? NEIN!
ALLES abgrapschen wollen? Man beachte die Punkte 1. und 2. Nein, danke!

Hier ist aber Schluss mit lustig. Ohne vollständiger Zustimmung geht aber innerhalb der App nichts mehr. Gar nichts mehr.

Mein Versuch, eine andere App zu diesem Tracker zu finden, scheitert. Klar, wie ich später den Fragen und Antworten zum Produkt entnehme: „Dieser Tracker ist nur mit Veryfit Pro kompatibel.“

Ich habe meine Zweifel, ob die zweckfremde Abnötigung aller Daten eines Telefons irgendwelchen, geschweige denn den europäischen Datenschutzgesetzen entspricht. Ich jedenfalls bin stinksauer, will das aber jetzt nicht unbedingt vor Gericht klären. Dann lieber Rücksendung und Meldung an Apple, denn dort findet sich die App schließlich im offiziellen App Shop. Sollen die sich drum kümmern.

Wer denkt, das war’s schon, verpasst das Beste

Ich veröffentliche meine Rezension bei Amazon. Kurz darauf erreicht mich ein Mail von Lintelek, aus dem ich kurz zitieren möchte:

Lieber Kunde,
 
😊Vielen Dank für Ihren Einkauf von unserem Fitness Tracker. Wir entschuldigen uns für die Unannehmlichkeiten.
 
Als Kompensation erstatten wir Ihnen 100% +andere 10 EURO sehr gerne. Sind Sie einverstanden? Könnten Sie bitte uns die Bestellnr. geben? Falls Sie zufrieden mit der Lösung sind, könnten Sie bitte Ihre Bewertung löschen oder verbessern?

Mail an mich vom 6.12.2018

Das hat mich denn doch ein wenig beeindruckt. Kurz darauf lese ich noch einen Kommentar der Lieferfirma auf meine Rezension:

Lieber Kunde,
vielen Danke fuer Ihre Kaufen und entschuldige ich mich fuer die Umstaende.Dieser Problem liegt beim App Team. Ich habe schon diese Problem zum App-Team reflektiert.Und sie werden das App verbessern.
Mit freundlichen Gruessen
Yeesun EU

Originalkommentar auf meine Rezension bei Amazon.

Meine Antwort an Lintelek wird nicht allzu sehr erstaunen:

Ich höre die Worte. Ich hoffe, dass diese Methoden aus der App verschwinden. Meine Skepsis verzeihen Sie mir hoffentlich – ich werde die Ergebnisse wohl nicht mehr sehen. Schon gar nicht nach Ihrem Angebot, mir für eine zusätzliche Vergütung von EUR 10 zukommen zu lassen, wenn ich meine Rezension ändere oder lösche. Vielleicht bin ich altmodisch, aber DAS hat mir fast noch mehr missfallen als der unverschämte Datenklau.

Nur, damit Sie wissen, was mich hätte erfreuen können: Eine sofortige Änderung Ihrer Vorgehensweise hinsichtlich der Kundendaten in der App – oder die Wahl einer anderen App für Ihr Produkt. Wohlwollen bzw. Bewertungen KAUFEN zu wollen, ist aus meiner Sicht eindeutig der falsche Weg.

Meine Antwort auf den o.a. Kommentar

Update vom Dezember 2022

Nun gut, inzwischen hat Lintelek die Patschen gestreckt, wie der Wiener sagt. Die Website ist seit gestern nicht mehr im Web zu finden, die Produkte sind auch aus den virtuellen Regalen verschwunden. Was lange währt, wird endlich gut.

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