Mit Christa und Ernst auf dem Sylvesterpfad

Sylvesterpfad in Wien
Natürlich dürfen auch Musikauftritte am Wiener Sylvesterpfad nicht fehlen. Laut und schrill gehört zum Sylvesterpfad wie die Pummerin zum Jahreswechsel.

Der Sylvesterpfad ist eine Wiener Institution, auch wenn es sich dabei um ein Event handelt. Er hat mittlerweile schon mehr als ein Vierteljahrhundert auf dem ehrwürdigen Buckel. Er wurde zum Jahreswechsel 1990/91 das erste Mal von der Stadt Wien, dem Wiener Tourismusverband und der Wiener Handelskammer veranstaltet, um

  • einerseits den massiven Besucherandrang von Stephansplatz und Graben besser über große Teile der Inneren Stadt zu verteilen
  • und andererseits den Wien-Tourismus während der Wintermonate generell ein wenig anzukurbeln.

Das erste Ziel, die Besucherströme mittels gesteuertem Sylvesterpfad besser zu kontrollieren, mag als gescheitert betrachtet werden. Dem Massenandrang, den der Sylvesterpfad mittlerweile auslöst, hätten Stephansplatz und Graben alleine ohnehin nicht standhalten können. So sind eben jetzt nicht nur die beiden Flächen, sondern  auch große Teile der Inneren Stadt von feiernden Besuchern verstopft.

Zweiteres ist zweifellos gelungen: Der Silvesterpfad in Wien zählt mit derzeit ca. 600.000 bis 800.000 Besuchern zu den größten Silvesterfeierlichkeiten Europas. Und bereits viele Tage vorher hört man angereiste Italiener nächtens lautstark feiern.

Das Wien-Marketing meint zum Sylvesterpfad vollmundig:

Der Wiener Silvesterpfad ist seit mehr als einem Vierteljahrhundert eine der Hauptattraktionen der Bundeshauptstadt. In der Nacht vom 31. Dezember auf den 1. Jänner verwandelt sich Wiens Innenstadt in den pulsierenden und prächtigen Mittelpunkt des heiteren Neujahrs-Treibens. Mit großartiger Unterhaltung wird stimmungsvoll und beschwingt in unvergleichlicher Kulisse ins neue Jahr hineingefeiert. Rund 600.000 nationale und internationale Gäste lassen sich alljährlich von diesem lebendigen und attraktiven Angebot  bezaubern.

Auf zehn Bühnen und Standorten erwartet die Gäste am letzten Tag des Jahres bereits ab 14 Uhr eine erstklassige Mischung aus Show-, Musik- und Unterhaltungsprogramm. Eine Vielzahl an Live-Bands und DJs mit großem Repertoire von Austropop und Rock über Soul, Blues, Funk und Disco bis hin zu Jazz und klassischer Musik wird in der ganzen Innenstadt geboten.

Ebenfalls ab 14 Uhr gibt es traditionell am Graben Walzerkurse unter fachkundiger Anleitung der Wiener Tanzschulen für Tanzbegeisterte jeden Alters. Und auch Kinder genießen das für sie zusammengestellte bunte Nachmittags-Programm.

Ein absolutes Highlight ist alljährlich die Live-Übertragung von Johann Strauß „Die Fledermaus“ aus der Wiener Staatsoper. Am Herbert-von-Karajan-Platz kommen MusikliebhaberInnen ab 14 Uhr in den Genuss eines Potpourris der schönsten Opern- und Ballettszenen sowie ab 19 Uhr in den der berühmten Operette von Johann Strauß. Per Live-Übertragung, LED Screen und Bestuhlung können die Gäste die Aufführung bei freiem Eintritt am Platz vor der Oper genießen. Und auch der Wiener Prater lockt ab 20 Uhr mit seinem Showprogramm und dem musiksynchronen Feuerwerk tausende Gäste zu einem Jahreswechsel der besonderen Art.

Okay, das stimmt sogar größtenteils. Vor allem das mit den vielen Menschen. Also haben Christa und ich beschlossen, den Silvesterpfad diesmal etwas früher, also zwischen vier und fünf nachmittags, zu besuchen. Wir wollten unserem Enkel Moritz, der derzeit in den Vereinigten Staaten weilt, per FaceTime einen Eindruck davon vermitteln.

Mit der U-Bahn bis Station Herrengasse. Die Weihnachtsbeleuchtung strahlt auch heute noch wie zur Adventszeit. Das Tesla Model X steht in der Auslage gleich nebenan und breitet seine Schwingen aus. Christa ist schwer beeindruckt. Ich auch. Von den Schwingen, denn gesehen habe ich dieses Monster auch schon im Wiener Straßenverkehr.

Danach durch den Haarhof zur Naglergasse. Die Sylvesterstandln sind auch nicht mehr, was sie einmal waren. Wenige Schweine, fast keine Rauchfangkehrer, kaum Hufeisen und Kleeblätter. „The Times They Are a-Changin'“ hat schon Bob Dylan gesungen.

Dann zum Graben. Kohlmarkt: Gedränge pur. Graben ebenso. Wir sind wohl noch immer nicht früh genug gekommen. Aber wenigstens werden wir noch nicht vom Besucherstrom geschoben. Schweinische Punschbecher und grellbunte Hüte.

Das Telefonat mit Amerika beginnt, die Datenleitung glüht aber nicht nur bei Christas Handy. Ganz Italien scheint hier, auf dem Sylvesterpfad am Wiener Graben, im Internet zu sein, das Gespräch ist nur in Etappen möglich, die Verbindung „eher instabil“. Christa ist aber zäh: „Wäre doch gelacht…“

Über den Graben bewegen wir uns mit tausenden anderer Besuchern zum Stephansplatz. Direkt neben den Steffl ist eine Bühne aufgebaut, die aber noch nicht bespielt wird. Gleich daneben eine große Bildwand, auf der die Messe innerhalb des Doms übertragen wird. Wir sind sozusagen „live dabei“. Nach einem Blick zur Rotenturmstraße steigen wir wieder in die U-Bahn. Meiner Liebsten gelüstet noch nach Spittelberg zu Sylvester. Die Mariahilferstraße ist allerdings spärlich besucht, die Gassen am und um den Spittelberg zeigen uns nur ein leeres Grinsen. Alle stauen lieber am Sylvesterpfad.

Zu Hause ist es hingegen warm und gemütlich. Farkas und Miss Marple bringen uns zur Schwelle ins Neue Jahr. Zum Jahreswechsel ein Glas Champagner (Piper-Heidsieck). Danach noch einmal „Dinner for One“ in der Originalbesetzung. Immer wieder herrlich! Gott sei Dank, müssen wir heute nicht früh aufstehen…

Hier alle Bilder zu unserem Rundgang auf dem Sylvesterpfad und danach:

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