Las Vegas

Las Vegas ist groß, wir haben und hauptsächlich mit dem „Strip“, der bekanntesten Straße und dem Zentrum der Unterhaltungs- und Tourismusbranche, befasst. Der „Las Vegas Boulevard“, wie die Straße wirklich heißt, liegt zu allem Überfluss zum Großteil in und Winchester Paradise, also nicht mal in Las Vegas selbst. Fällt nicht auf, glaubt mir.

Das alte Vergnügungsviertel um die Fremont Street, in der noch in den Sechziger- und Siebziger-Jahren des vorigen Jahrhunderts die Mafia das Große Sagen hatte, ist heute wieder renoviert. Ich bedaure sehr, mir das heute nicht mehr selbst ansehen und euch beschreiben zu können. Aber der Strip ist auch nicht ohne. Kommt mit!

Die Stadt der Spieler

40 Mio. Touristen jährlich. Die meisten sehen von Las Vegas nur den Flughafen und einen Teil des „Strip“.

Welcome to Fabulous Las Vegas - Sign
Welcome to Fabulous Las Vegas – Hier beginnt der Strip, wenn du vom Süden kommst. Mitte links das Mandalay Bay Hotel. (Bild von Miro Nikolic)

Der bekannteste Abschnitt dieser Straße liegt allerdings bereits außerhalb der Stadtgrenzen von Las Vegas, in den Orten Paradise und Winchester. Der korrekte Name der Straße lautet auch nicht „Strip“, sondern „(South) Las Vegas Boulevard“. Er ist das Hauptthema dieses Berichts.

Las Vegas - The Strip
© OpenStreetMap und Mitwirkende, CC-BY-SA. die bekanntesten bedeutendsten Hotels und Resorts habe ich eingezeichnet. Open Street Maps findest du im Web unter www.osm.org und www.creativecommons.org

Wir – meine Chefin und ich – kommen mit dem Auto vom Death Valley her und sehen von Las Vegas daher nicht mal den Flughafen. Aber wenigstens ziemlich bald eine der bekanntesten Hochzeitskapellen.

A Special Memory Wedding Chapel

Special Memory Wedding Chapel
Hochzeitskapellen gibt es in Las Vegas reichlich. Unten die „Special Memory Wedding Chapel“ in der South 4th Street bei der Gass Avenue – natürlich nur, wenn dir gerade danach ist.

Von Vorurteilen geprägt, wie wir noch sind, hätten wir Las Vegas gerne ausgelassen, aber eine Rast zwischen Death Valley und den „Canyons“ (auch der Titel des zweiten Buch-Bandes) empfiehlt sich dringend. Also doch noch nach Las Vegas.

Die ersten Stunden

Wir kommen am späten Nachmittag an. Nach dem Einchecken ins Hotel, dem Mardi Gras, und der Planung des nächsten Tages fällt die Sonne bereits in den Sand. Es wird schnell dunkel.

Mardi Gras
Ja, das Schild klingt schon mal gut; das Wasser rinnt uns um Mund zusammen.
Mardi Gras Hotel
Außen wie innen eher „konventionell“ und ein wenig abgewohnt, aber doch auch günstig – das Mardi Gras

Wir haben bei unserem ersten Besuch nur eine Nacht und wollen – was denn sonst – zum Strip. Wir fragen nach dem Weg. Die Beschreibung lautet, ziemlich wörtlich übersetzt „Aus dem Hotel nach rechts, vor euch, gleich bei der ersten Ampel, biegt Ihr links ab, dann seid Ihr schon da.“ Kleinigkeit.

Sonnenuntergang hinter dem Encore
Das Erste, was uns beim Verlassen des Mardi Gras auffällt, ist der Sonnenuntergang hinter dem Encore. Das Zweite, dass die Ampel doch etwas weiter entfernt ist als es zunächst schien.

Meine Liebste denkt an einen Spaziergang in der lauen Nacht, die zwischenzeitlich über uns hereingebrochen ist. Sie weiß es noch nicht besser. Ich übrigens auch nicht. Ich gehe nämlich brav mit. Erst während der nächsten Viertelstunde kommt die Erkenntnis über uns, wie verschieden Wahrnehmungen doch sein können.

Auch eigenartige Stadt-Ansichten und monströse Werbeschilder retten uns nicht vor einsetzender Erschöpfung.
Auch eigenartige Stadt-Ansichten und monströse Werbeschilder retten uns nicht vor einsetzender Erschöpfung.

Fünfzehn Minuten später. Unser Hotel liegt weit hinter uns. Die Ampel vor uns will aber partout nicht näherkommen. Zwischenzeitlich können wir die zuvor erhaltene Wegbeschreibung auch frei, aber realitätsnaher, übersetzen: „Fahrt eine Meile geradeaus, dann links abbiegen. Zwei weitere zwei Meilen später seid ihr dort, wo ihr hinwollt.“

„Ernst, ahem, vielleicht solltest du doch das Auto holen?“ Okay, ich hole das Auto. Widerspruchslos. Meine Beine fühlen sich auch schon etwas sulzig an.

Las Vegas Strip – Der erste Eindruck

Dann sitzen wir im Auto und erleben die Dimensionen der Stadt: Straßen von epischer Breite, sechs und mehr Fahrstreifen. In jede Fahrtrichtung. Wir sehen keine älteren Menschen und wundern uns. Nicht lange. Zebrastreifen, die von älteren Menschen nicht mehr begangen werden, weil die Distanzen zu den gegenüberliegenden Seiten in einer Grünphase nicht zu schaffen sind, sind nicht seniorenfreundlich. Wir erleben eine Baustelle, die sechs Fahrbahnen zu einer einzigen zusammendrängt. Das ist der wohl am meisten Zeit raubende Stau meines ganzen Lebens.

Am Straßenrand grüßen gigantische Hotels, die meisten von ihnen zählen zu den 20 größten Hotels der Welt. Neonlichter überall.

Las Vegas bei Nacht - das muss man mögen.
Las Vegas bei Nacht – das muss man mögen.

Casinos in jedem Hotel und in den wenigen Lücken zwischen den Hotels. Die Hotel-Garagen sind frei zugänglich und befahrbar, liegen aber meist hinter dem Strip.

Bonanza Gift Shop

Wir kommen jetzt im „mittleren Norden“ des Las Vegas Boulevard zum Strip. Der Bonanza Gift Shop, Ecke Sahara Avenue, „World‘s Largest Gift Shop“ gehört zu den Wahrzeichen (Landmark) der Stadt und ist wirklich beeindruckend:

Die Bonanza Gift & Souvenir Shops - The World‘s Largest Gift Shop
Die Bonanza Gift & Souvenir Shops – „The World‘s Largest Gift Shop“

Okay, kein Bild, das ich freiwillig und nüchtern in einen Bildband packen würde. Aber hier geht es darum, Geschichten zu erzählen. Und das tut dieses Bild ganz von alleine. Die Parkplatz ist nächtens so grindig, wie die Qualität des Bildes. Aber die Dimensionen! Sogar beim Vorbeifahren wahrlich staunenswert.

Sahara

Das erste Hotel, auf das wir treffen, ist das Sahara, das an einer anderen Ecke derselben Kreuzung liegt. Es wird später, nach einer veritablen Pleite, als SLS Wiederauferstehung feiern. Seit kurzem darf es sogar wieder seinen angestammten Namen „Sahara“ tragen.

Das Sahara
Das Sahara wurde 2011 geschlossen und 2014 als SLS wiedereröffnet.
Das Sahara wurde 2011 geschlossen und 2014 als SLS wiedereröffnet. Heute heißt es wieder Sahara.

Stratosphere

Nur wenige hundert Meter nach Norden, aber heute eine gute halbe Autostunde hinter uns, liegt das Stratosphere, kurz „The Strat“ genannt, dessen Tower gegen Ende dieses Kapitels bei Tageslicht zu sehen ist. Der Stratosphere Tower ist mit 350m Höhe das höchste freistehende Gebäude westlich des Mississippi und gleichzeitig der höchste Aussichtsturm der USA. Wir sehen das Stratosphere diesmal nur bei Nacht.

Ja, der Stratosphere Tower. Noch prächtiger bei Tag. Links davon der Bettentrakt des Sahara.
Ja, der Stratosphere Tower. Noch prächtiger bei Tag. Links davon der alte Bettentrakt des Sahara.

Leider ist das mit dem „Erleben“ so eine Sache, mit der wir diesmal ausnahmsweise nicht wirklich warm werden – trotz der Hitze, die auch am Abend über Las Vegas liegt. Und selbst die Fotografie, die uns die Nacht retten könnte, findet nicht statt. Kamera beim Autofenster raus, sobald mal ein Auto nebenan niedriger ist als unseres und draufhalten. Keine Möglichkeit, irgendetwas zu gestalten oder sonstwie zu beeinflussen.

Wir verbringen die halbe Nacht im Stau. Ohne Spaß, ohne Übertreibung. Aussteigen und zu Fuß gehen können wir nicht. Die Kolonne bewegt sich zwar selten, manchmal aber eben doch, einen halben Meter vorwärts. Das Auto am Straßenrand abzustellen, geht aber leider auch nicht. Halte- und Parkverbote sind allgegenwärtig. Wir können nur im Auto sitzen bleiben und staunen, wie sich Las Vegas bei Nacht präsentiert.

Casino Royale

Casino Royale
Das Casino Royale wirkt wie aus Alice im Wunderland entsprungen.
Das Casino Royale wirkt wie aus Alice im Wunderland entsprungen.

Paris Las Vegas

Das Paris Las Vegas, wie das Excalibur (unterhalb) 1990 eröffnet und später von Caesars Entertainment übernommen.
Das Paris Las Vegas, wie das Excalibur (unterhalb) 1990 eröffnet und später von Caesars Entertainment übernommen.

Excalibur

Das Excalibur wurde im Stil einer Ritterburg gebaut, mit bunten Lichtern geschmückt und 1990 eröffnet.
Das Excalibur wurde im Stil einer Ritterburg gebaut, mit bunten Lichtern geschmückt und 1990 eröffnet. Es ist mittels einer eigenen Hochbahn mit den Resort Hotels Mandalay Bay und Luxor verbunden. Täglich finden im Excalibur Ritterspiele und ein ritterliches Abendmahl im Stil der Tafelrunde King Arthur‘s statt.

Caesars Palace

Caesars Palace
Caesars Palace: Es wurde 2005 in die Harrah‘s Entertainment eingegliedert, die 2011 wiederum in Caesars Entertainment Corp. umfirmiert wurde. Haifischbecken eben. Caesars veranstaltet jährlich die „World Series of Poker“, eines der größten Sportereignisse der Welt. Senioren werden auch noch WM-Boxkämpfe im Caesars Palace ein Begriff sein.
Zwei Ansichten des Caesars Palace. Es wurde 2005 in die Harrah‘s Entertainment eingegliedert, die 2011 wiederum in Caesars Entertainment Corp. umfirmiert wurde. Haifischbecken eben.

Caesars veranstaltet jährlich die „World Series of Poker“, eines der größten Sportereignisse der Welt. Senioren werden auch noch WM-Boxkämpfe im Caesars Palace ein Begriff sein.

Treasure Island

Das Treasure Island ist eine DER abendlichen Attraktionen am Strip. Da wird täglich ein Schiff versenkt. Filmreif.
Das Treasure Island ist eine DER abendlichen Attraktionen am Strip. Dort wird täglich ein Schiff versenkt. Filmreif.

Harrah’s

Das Harrah‘s gehört mittlerweile wie das Caesers Palace zur Caesar Entertainment Corp.
Das Harrah‘s gehört mittlerweile wie das Caesers Palace zur Caesar Entertainment Corp.

Eine Stadt entsteht

In der Gegend des heutigen Las Vegas wohnten bereits ab etwa 1200 nach Christi Geburt Southern Paiute Indianer. Sie konnten aufgrund ihrer Kenntnisse der natürlichen Wasserstellen des Gebietes, der so genannten „artesischen Quellen“, überleben. Es handelt sich dabei um Talgebiete, in denen die Erdoberfläche unter dem Grundwasserspiegel liegt und an denen deshalb kontinuierlich Wasser aus dem Boden tritt. Um solche Quellen herum entstanden fruchtbare Aulandschaften.

Der spanische Händler Antonio Armijo sandte 1829 einige seiner Mitarbeiter aus, um bessere Reiserouten zu finden. Einer dieser „Pfadfinder“, Rafael Rivera, fand die vorher erwähnten Aulandschaften und taufte die Gegend „Las Vegas“ („Die Auen“).

Danach, aber noch vor der offiziellen Gründung der Stadt Las Vegas, kauften Mormonen im Jahr 1855 mehr als 30  km² Land einer eben aufgelassenen Farm und errichteten ein Fort – das „Old Fort“ -, das drei Jahre lang von Missionaren bewohnt wurde, die ansässige Paiute Indianer bekehren wollten. Nach Konflikten, Gräueltaten und politischem Machtmissbrauch wurde das Fort bereits 1857 wieder aufgegeben.

Der Utah-Krieg war sicher auch ein wichtiger Auslöser für das verringerte Engagement, da sich die Mormonen auf ihren Stammstaat Utah konzentrieren mussten, um nicht auch noch dieses Einflussgebiet zu verlieren. Das Mormonen-Fort von Las Vegas steht übrigens heute noch und gilt als das älteste Gebäude des Staates Nevada.

Erst 50 Jahre später, im Jahr 1905, wurde Las Vegas offiziell, zunächst nur als Zwischenstation für die Eisenbahn, gegründet. Die Landauktion am 15. Mai 1905 markiert die Geburtsstunde der Stadt Las Vegas. Grund für die Auswahl genau dieses Platzes war der sehr große Wasserspeicher direkt in der Wüste von Nevada. „Artesische Quellen“, du erinnerst dich?

Mit der Entdeckung von Silberminen kamen rasch viele Bergleute in die Stadt. Las Vegas wuchs in den Anfangsjahren sehr stark und schnell. Anschließend zogen auch viele Arbeiter, die am Bau des Hoover Staudamms beteiligt waren, nach Las Vegas.

Damit die Arbeiter in ihrer Freizeit etwas Ablenkung hatten, wurden die ersten Casinos errichtet. Dazu musste das Glücksspiel in Nevada legalisiert werden. Die offizielle Legalisierung war der Startschuss für die am schnellsten wachsende Stadt der Welt. In den 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts hatte die Stadt gerade einmal 5.000 Einwohner. Nach dem Zweiten Weltkrieg erlebte die Stadt ihren ersten großen Aufschwung als Spielermetropole.

Es wurden immer neue Casinos in der Stadt Las Vegas errichtet, die Mafia betrieb seit den 1950er Jahren die meisten davon. Große Stars wie Frank Sinatra und Elvis Presley kamen nach Las Vegas, in der Folge auch deren Fans. Immer mehr Menschen strömten in die Stadt, um ihr Glück zu versuchen.

In den Siebzigern des vorigen Jahrhunderts kam es dann allerdings zu massiven Unterstützung des Glückspiels aus dem Pensionsfonds der Transportarbeiter-Gewerkschaft, der zur Finanzierung der Hotel-Baukosten herangezogen wurde. Die Hotels Aladdin, Circus Circus, The Sands, Dunes und The Tropicana werden immer wieder als Beispiele genannt.

Diese Machenschaften wurden nach langwierigen Recherchen 1979 aufgedeckt, und eine Reihe von Verfahren begann, die Bedeutung der Cosa Nostra sank. Neue Eigentümer für die Casinos mussten gefunden werden. Howard Hughes übernahm die Rolle des Investors. Er führte auch die bis heute gängigen Business-Modelle ein und drängte die verbliebenen Gangster langsam aus der Stadt.

In den 1970ern und 80ern galt die Stadt jedoch als zunehmend heruntergekommen. Die Trendwende gelang Steve Wynn 1989 mit der Eröffnung des Mirage, das vor allem auf zahlungskräftige und luxusverwöhnte Besucher abzielte. Das Mirage brachte neue Kundschaft nach Las Vegas. (Mit Steve Wynn und seinen Hotels werde ich mich noch später ausführlicher befassen.) Unterstützt wurde der Imagewandel der Stadt auch durch Bemühungen von offizieller Seite, aus „Sin City“ die „City of Entertainment“ zu machen.

Obwohl die Versuche tatsächlich fruchteten, galt Las Vegas noch 2008 als viertgefährlichste Stadt der USA, basierend auf der Anzahl von Gewaltdelikten (Mord, Totschlag, Vergewaltigung und Raub) im Verhältnis zur Einwohnerzahl. Kleinkriminalität hingegen hat man in Las Vegas sehr gut im Griff, wenn auch für die Bekämpfung vor allem private Security-Unternehmen verantwortlich sind.

der „Criss Angel Mindfreak Shop“ gleich beim Circus Circus, unmittelbar darunter ein Blick in den Himmel des Spielcasinos im selben Hotel.
der „Criss Angel Mindfreak Shop“ gleich beim Circus Circus, unmittelbar darunter ein Blick in den Himmel des Spielcasinos im selben Hotel.
Das Rio All-Suite Hotel, heute "Rio Las Vegas", bietet geräumige Suiten mit Schrankraum und Panoramablick.
Das Rio All-Suite Hotel, heute „Rio Las Vegas“, bietet geräumige Suiten mit Schrankraum und Panoramablick.
Das Mandalay Bay am südlichen Ende des Strips ist ein Themenresort - du kannst dich z.B. im Ostturm dem Schwerpunkt Burma widmen - und verfügt über eine kostenlose Cable Liner Shuttle-Verbindung zu den Resorts Luxor und Excalibur. diese schienengebundene und kabelgezogene Tram wurde vom österreichischen Unternehmen Doppelmayr geplant, errichtet und nach nur neun Monaten Bauzeit 1999 fertiggestellt.
Das Mandalay Bay am südlichen Ende des Strips ist ein Themenresort – du kannst dich z.B. im Ostturm dem Schwerpunkt Burma widmen – und verfügt über eine kostenlose Cable Liner Shuttle-Verbindung zu den Resorts Luxor und Excalibur. diese schienengebundene und kabelgezogene Tram wurde vom österreichischen Unternehmen Doppelmayr geplant, errichtet und nach nur neun Monaten Bauzeit 1999 fertiggestellt.
Das Riviera bei Tag
Im Bild oben bei Tageslicht, darunter bei Nacht – ein Stück Geschichte: Das Riviera wurde 2015 in zwei Etappen gesprengt.
Das Riviera bei Nacht

Im Jahr 2016 zählte die Stadt Las Vegas 632.912 Einwohner, unter Einbeziehung der angrenzenden Vorstädte (Metropolregion) 2.155.664. Auch heute noch werden für den Bau neuer Casinos Milliarden von Dollars ausgegeben. Innerhalb von 100 Jahren ist Las Vegas zu einer gigantischen Stadt gewachsen, in der Glücksspiel und Tourismus den Ton angeben. Etwa 40 Mio. Menschen, die meisten davon US-Amerikaner, besuchen jedes Jahr die Spielermetropole Las Vegas.

Der Strip – Ein näherer Blick

Wir wohnen im Circus Circus, gleich am Strip, und gehen, unseren Erfahrungen zum Trotz, die meisten Strecken zu Fuß.

Schnitt. Zeitsprung. Ein halbes Jahr später. Der Besuch ist wieder unvermeidlich, wir wollen das Beste daraus machen. Las Vegas sieht diesmal aber ganz anders aus. Wir gönnen uns nun zwei volle Tage.

Das Circus Circus

Der Clown des Circus Circus ist weithin sichtbar.
Der Clown des Circus Circus ist weithin sichtbar und weist auch gleich auf die interessantesten Angebote des Tages hin.

Das Circus Circus gilt als familienfreundlichstes Hotel von Las Vegas. An den Wochenenden ist es voll von mexikanischen Familien, deren Kinder noch um Mitternacht herumtollen. Gott sei Dank meist in den Spielhallen. Wenn sie allerdings zum Schlafen widerstrebend auf ihre Zimmer geschleppt werden, dann kann das schon mal schlafstörend wirken.

Ein gewaltiges Entree, der Bereich, in dem die Gäste des Circus Circus ein- und ausgeladen werden. Nicht kleckern, sondern klotzen!
Ein gewaltiges Entree, der Bereich, in dem die Gäste des Circus Circus ein- und ausgeladen werden. Nicht kleckern, sondern klotzen!
Tagsüber sieht das Circus Circus nicht ganz so glitzernd aus.
Tagsüber sieht das Circus Circus nicht ganz so glitzernd aus.

Betten hat das Circus Circus, wie die meisten der Hotels in Las Vegas, reichlich. Aber nicht nur das: Restaurants, Shopping Mall etc. Für die Kinder werden im Circus Circus neben einem eigenen Kinder-Zirkus auch Attraktionen angeboten, die nicht jedes Hotel zu bieten hat. Das Bild unterhalb zeigt einen mehrstöckigen Vergnügungspark und entstand beispielsweise innerhalb des Circus Circus!

Ein mehrstöckiger Indoor-Vergnügungspark innerhalb des Circus Circus
Ein mehrstöckiger Indoor-Vergnügungspark innerhalb des Circus Circus

Wir besuchen noch einige sehenswerte Hotels, verlaufen uns im nachgebauten Venedig des Venetian, werden von der Blue Man Group im gleichnamigen Theater (1.768 Sitze) verzaubert. Wir lassen uns auf die Luxuswelt des Wynn und das Abenteuer im Treasure Island (täglich eine Piratenshow mit komplettem Schiffsuntergang) ein. Und die Stadt Las Vegas öffnet sich uns, lässt uns ihren Puls fühlen. „Quelle différence!“

Fashion Show

Die „Fashion Show Mall“ ist ein amerikanisches Einkaufszentrum („Mall“) wie andere auch. Auffällig ist allerdings das ausgesprochen interessante Architekturdesign mit dem an nur zwei Säulen aufgehängten, ziemlich markanten Deckel.

Fashion Show Mall
Die Fashion Show Mall mit ihrem an zwei Säulen frei aufgehängten Dach

Obwohl die Fashion Show auf den ersten Blick – vielleicht auch, weil die umliegenden Hotels den Blick verzerren – gar nicht so groß wirkt, prägen über 140 Geschäfte das Innere der Mall. Das Äußere wird bestimmt von den beiden Säulen und dem freischwebenden Dach.

Nördlich der Mall das "The Capital Grille" mit handgeschnittenen Dry Aged Steaks. *sabber*
Nördlich der Mall das „The Capital Grille“ mit handgeschnittenen Dry Aged Steaks. *sabber*
Die Mall ist mehrstöckig, die Rolltreppe schmiegt sich an eine der beiden tragenden Säulen.
Die Mall ist mehrstöckig, die Rolltreppe schmiegt sich eng an eine der beiden tragenden Säulen.

Achtung: Die zugehörige Garage ist nach der abendlichen Stoßzeit nicht mehr als sicher zu betrachten. Spätabends ist sie nur noch wenig frequentiert, es kommt immer wieder zu Überfällen.

Trump Tower

Dieses Luxus-Hotel ist eines der wenigen, die ohne eigenes Casino und eigene Automatenhalle auskommen. Der Trump Tower hat viele Gesichter.

Der Trump Tower 2009 an einem späten Nachmittag. (Bild von Werner Hörhann)
Der Trump Tower 2009 an einem späten Nachmittag. (Bild von Werner Hörhann)
Nur ein halbes Jahr später um die Mittagszeit.
Nur ein halbes Jahr später um die Mittagszeit. Der Oberste Sockel strahlt unter greller Mittagssonne mittlerweile in Weiß.
Und am selben Tag, kurz vor der einbrechenden Dämmerung.
Und am selben Tag(!), vom Strip und der anderen Seite aus gesehen, kurz vor der einbrechenden Dämmerung.

Palazzo

Das Palazzo bildet mit dem Venetian (unterhalb) baulich eine Einheit, etwa so wie Wynn und Encore. Es ist mit 196 m Höhe um 4 m höher als das Encore und somit das derzeit höchste Hotel in Las Vegas. Das Palazzo verfügt über eine Gesamtfläche von circa 105.000 m² und mehr als 3.000 Betten. Damit gehört es zu den größten Hotels der Welt – und ist als separates Hotel auf Platz 13 gelistet. Offiziell eröffnet wurde es Anfang 2008.

Das Palazzo an einem normalen Nachmittag nüchtern betrachtet.
Das Palazzo an einem normalen Nachmittag nüchtern betrachtet.
Die untergehende Sonne schmückt das Palazzo ungemein. (Bild von Werner Hörhann)
Aber die untergehende Sonne und eine andere Perspektive schmücken schon ungemein. (Bild von Miro Nikolic)

Zusammen mit dem Venetian bildet das Palazzo aber das „Venetian Resort Hotel“, den flächengrößten Hotelkomplex in Las Vegas. Mit einer Gesamtfläche von etwa 176.515 m² und 7.128 Betten liegt das Venetian Resort Hotel in der Liste der größten Hotels der Welt noch immer an der Spitze.

Venetian

Venetian

Das Venetian ist eines der ganz großen Themenhotels der Stadt. Bei seinem Bau wurde Venedig nachempfunden und teilweise nachgebaut.

Sogar ein eigenes Kanalsystem, auf dem Gondeln verkehren und Gondoliere beiderlei Geschlechts ihre „Arien“ trällern, wurde in das Hotel integriert.
Sogar ein eigenes Kanalsystem, auf dem Gondeln verkehren und Gondoliere beiderlei Geschlechts ihre „Arien“ trällern, wurde in das Hotel integriert.
Auch weibliche Gondolieri rudern und singen im Venetian.
Auch weibliche Gondolieri rudern und singen im Venetian.
Venetian inside
Reges Publikumsinteresse zu jeder Tages- und Nachtzeit. Über der künstlichen Lagunenstadt liegt ein künstlicher Himmel und schafft die nahezu perfekte Illusion einer Abendstimmung in Venedig. Auch noch um Mitternacht.

Im Venetian finden sich Geschäftsstraßen ebenso wie Madame Tussauds Wachsfigurenkabinett und – zumindest 2010 noch – das Theater der Blue Man Group. 18 (ja, wirklich achtzehn) verschiedene Restaurants laden in diesem Hotelresort zum Verweilen ein. Gut, andererseits: Für mehr als 4.000 Betten ist das gar nicht so viel.

Dieses Hotel Resort ist das größte in Las Vegas und außerdem eine kleine Stadt für sich. „Venedig im Kleinen“, aber doch groß genug, um sich zu verlaufen. Wir haben das auf Anhieb bewiesen.

Blue Man Group

Die Blue Man Group ist eine eigene Erwähnung wert. Sie hat in Las Vegas ihr eigenes Theater. Das Blue Man Theatre befindet sich bei unserem Besuch (noch) im Venetian.

Das Blue Man Theatre befindet sich bei unserem Besuch (noch) im Venetian.
Das Blue Man Theatre befindet sich bei unserem Besuch (noch) im Venetian.

Die Blue Man Group, eine Gruppe von drei stummen, blauen Künstlern und einer Band, von der ich vor allem ihre großartigen Trommler noch in Ohr und Gedächtnis habe, ging aus einer Gruppe von Performance-Künstlern hervor, die sich 1988 für eine Veranstaltung im Central Park von New York blau anmalten. Matt Goldman, Phil Stanton und Chris Wink, zwei Trommler, alle aus dieser Gruppe, und ein Softwareentwickler gründeten ein Jahr später die Blue Man Group.

Aus experimentellen Happenings wurden veritable Shows. Die Band wurde größer, heute sind insgesamt mehr als 60 Musiker in der Blue Man Group tätig; auch die Blue Men wurden auf dreißig augfgestockt, die blaue Bemalung sorgt dafür, dass auch hier problemlos getauscht und gewechselt werden kann. Die komplette Organisation hat mittlerweile mehr als 500 Mitarbeiter.

Die Theater wurden größer, die Shows liefen in New York, Boston, Chicago, Und schließlich Las Vegas (zuerst im Luxor Hotel Threatre von 2000-2005, danach im Venetian. Die erste große Tour führte die Blue Man Group 2003 durch 70 Städte der USA. 2004 war dann Europa-Premiere in Berlin. Heute tourt die Blue Man Show durch die ganze Welt.

Im Juli 2017 wurde die Blue Man Group komplett vom Cirque du Soleil geschluckt. Durch den Kauf erhält die Blue Man Group Zugang zu Stadien, Theatern und auch Vermarktungs-Agenturen weltweit, die bereits seit Jahren mit dem Cirque du Soleil arbeiten. Cirque du Soleil wird also helfen, die Blue Man Group weltweit besser zu vermarkten. Der Cirque du Soleil kann andererseits zeigen, dass er mehr als nur ein Zirkus, sondern eine der führenden Entertainment-Gesellschaften ist.

Einer der fantastischen Trommler der Blue Man Group
Einer der fantastischen Trommler der Blue Man Group

Fotografiert werden darf im Theater, in dem wir Platz genommen haben, nicht. Und ich sag’s euch gleich: Die Ordner sind da völlig humorbefreit. Wenn auch nur ein Gast eine Kamera zum Auge hebt, ein Handy klickt oder gar blitzt, sind binnen einer Minute Ordner da, die die oder den betreffenden Gast nicht freundlich, aber sehr bestimmt aus dem Saal geleiten. Danach ist Ruhe im Theater und keine/r versucht es mehr. So billig sind die Karten schließlich nicht…

Karten für die Blue Man Group sind für europäische Verhältnisse teuer.
Karten für die Blue Man Group sind für europäische Verhältnisse teuer, vor allem, wenn du sie – wie wir – erst am Tag vor der Vorstellung kaufen möchtest.

Stephen Alan Wynn

…wurde als Stephen Alan Weinberg am 27.  Jänner des Jahres 1942 in New Haven, Connecticut geboren. Sein Name ist heute mit Las Vegas und dem Strip besonders stark verbunden.

Sein Vater Michael Weinberg änderte den Familiennamen, als sein Sohn gerade sechs Jahre alt war, um ihm die Diskriminierung als Jude zu ersparen. Er besuchte die Pflichtschule in Utica, New York, und absolvierte „The Manlius School“, ein nur für junge Männer zugelassenes, privates College in Syracuse, New York. Ab 1959 studierte er Kulturelle Anthropologie und Englische Literaturwissenschaft an der University of Pennsylvania. Sein Vater verstarb 1963 und hinterließ 350.000 USD an Spielschulden. Damals stand Stephen Wynn kurz vor seinem Abschluss als Bachelor of Arts in englischer Literatur.

Sein Vater hatte zu Lebzeiten eine Reihe von Bingohallen betrieben. Steve Wynn übernahm davon die im Bundesstaat Maryland beheimateten und führte sie so geschickt, dass er bereits 1967 als Casinoangestellter und Teilhaber im Frontier Hotel in Las Vegas einsteigen konnte. Vier Jahre später kaufte er das Desert Inn von Howard Hughes. 1973 begann er mit dem Aufbau des Golden Nugget Casinos. Er renovierte die alte Spielhalle und machte daraus ein Resort Hotel samt Casino. Das Golden Nugget war unglaublich erfolgreich und zog gehobene Kundschaft an wie ein Magnet.

Mit dem „The Mirage“, das er 1989 eröffnete, brachte Wynn neue Dimensionen nach Las Vegas. Das Mirage verfügte über einen Wald im Inneren und einen künstlichen Vulkan außerhalb des Hotels. Es überragte die anderen Hotels mit hochwertigster Raumausstattung und war besonders serviceorientiert konzipiert. Das Mirage wurde ein durchschlagender Erfolg, den Las Vegas gerade damals so dringend brauchte (siehe auch im Infokasten „Eine Stadt entsteht“). Die 630 Mio. USD Baukosten für das Mirage wurden übrigens zum größten Teil durch Hochzinsanleihen finanziert. Das Mirage wurde ein enorm lukratives Geschäft und festigte den Ruf Stephen Alan Wynns in Las Vegas.

Damit gab sich der Immobilien-Entwickler aber nicht zufrieden. Das nächste Hotel, das er in unmittelbarer Nähe zum Mirage aus dem Boden stampfte, war Treasure Island, welches „nur“ 450 Mio. USD kostete. Es wurde 1993 eröffnet und war mit seiner Live Piratenshow der nächste große Erfolg für Wynn. Die Cirque du Soleil Show im Treasure Island war übrigens die erste permanente Cirque du Soleil Show in Las Vegas.
1998 öffnete das ebenfalls von Wynn errichtete Bellagio seine Pforten: Luxus pur, ein 40.470 m² großer künstlicher See mit grandiosen Wasserspielen aus 1.200 Fontänen, in der Lobby das „Fiori di Como“, ein Kunstwerk aus über 2.000 Glasblumen. Die Baukosten für das gesamte Resort betrugen damals 1,6 Mrd. USD.

Im Jahr 2000 verkaufte Steve sein Unternehmen Wynn Mirage Resorts um 6,6 Mrd. USD an MGM. Kurz vor der Unterzeichnung kaufte er das Desert Inn um 270 Mio. USD, um es binnen 18 Wochen zu schließen und so Platz für andere Projekte zu bekommen. Zwei Jahre später, im Jahr 2002, präsentierte Wynn sein neues Unternehmen Wynn Resorts Limited, mit dem er die Spitze der High End Resorts erklimmen wollte. Dieses Unternehmen entwickelt bis heute Hotels und Resorts nur am oberen Ende der Luxusskala.

2005 wurde das Wynn, das seinen Schriftzug trägt, eröffnet.

Das Luxushotel Wynn
Das Wynn hob die Latte für Luxushotels auf einen bis dahin ungekannten Level.

Es zählt heute noch zu den besten und luxuriösesten Hotels der Welt. Eineinhalb Jahre später, im Jahr 2006, eröffnete Wynn ein fast baugleiches Hotel und Casino in Macau, einer Sonderverwaltungszone der Volksrepublik China.

2008 wurde unmittelbar neben dem Wynn das Encore eröffnet, dessen Turm dem des Wynn gleicht, aber zwei Stockwerke höher ist. Mit 192 m Bauhöhe wird das Encore in Las Vegas nur mehr vom Palazzo – und auch von diesem nur um läppische 4 m - überragt. 2010 schließlich öffnete auch in Macau das Wynn Encore Macau. Wie in Las Vegas wurde das ursprüngliche Resort erweitert und das Encore neben das Wynn gebaut.

Im Mai 2012 erhielt Wynn eine lang erwartete Baugenehmigung für ein 51ha großes Areal am Cotai Strip in Macau. Der Cotai Strip ist ein Gegenstück zum Strip in Las Vegas bzw. Paradise, also ein ausgesprochen gutes Pflaster für Casino-Entwickler. Dort wurde das Wynn Palace mit einem Planungs- und Bauvolumen von 2,5 Mrd. USD errichtet. Mitte 2016 wurde dieses Hotel Resort eröffnet. Mit einigen „kleinen“ Annehmlichkeiten wie einer Gondelbahn aus rauchspeienden Drachen, einem 30.000m² großen künstlichen See und gepflegten Gärten.

Im September 2014 erhielt Wynn eine Lizenz zum Bau des Wynn Boston Harbor Casinos nahe der Innenstadt von Boston, Massachusetts. Das Hotel-Casino wurde Mitte 2019 unter dem Namen „Encore Boston Harbour“ eröffnet. Das war bereits nachdem Steve Wynn als Vorsitzender und CEO von Wynn Resorts zurückgetreten war (dazu mehr weiter unten).

Jetzt wird es richtig spannend.

Nein, der Rücktritt war kein altersbedingter. 2017 tauchten Vorwürfe auf, Steve A. Wynn hätte als Lobbyist für China gearbeitet. Laut der Washingtoner Zeitung „The Hill“ soll Wynn 2017 US-Beamte ersucht haben, Guo Wengui nach China zurückzuschicken, damit er dort wegen Bestechung und sexueller Nötigung angeklagt werden könne.

Wer ist Guo Wengui? Entschuldige die Abschweifung, aber ich liebe Krimis – und das ist kein schlechter. Guo Wengui, auch unter den Namen Ho Wan Kwok, Guo Haoyun, Miles Guo und Miles Kwok bekannt, ist ein chinesischer Unternehmer, der auch als politischer Aktivist tätig ist. Er war 2014 in die USA gekommen. Er scheint eine recht interessante Person zu sein, ehemals blendend vernetzt mit den Spitzen wie auch dem Sicherheitsapparat in China.

Im Zuge eines Grundstück- bzw. Baugeschäft hatte er sich mit dem stellvertretenden Bürgermeister Pekings angelegt und diesen mit der Weitergabe eines Sexvideos an die Polizei ins Gefängnis gebracht. Das sicherte ihm zwar einen großen Bauauftrag, dürfte aber auch das Missfallen einiger Polit-Spitzen gefunden haben. Er wurde 2014 der Korruption, der Geldwäsche und zahlreicher anderer Vergehen beschuldigt und entzog sich durch Flucht in die USA, wo er politisches Asyl beantragte.

Auch sonst kein Kind von Traurigkeit, wurde er mittlerweile auch in den USA Ziel von Ermittlungen. 2022 wurde er zu einer Millionenstrafe verurteilt, weil er seine Yacht dem Zugriff seiner Gläubiger entzog. Kurz danach leistete er seinen Offenbarungseid, seine Wohnung in Manhattan steht seither zum Verkauf. März 2023 schließlich verhaftete ihn das FBI in seinem New Yorker Penthouse, wegen des Verdachts, tausende Investoren um mehr als eine Milliarde USD betrogen zu haben.

Guo Wenhui lebte 2017 hauptsächlich in New York, war Berichten zufolge aber auch Mitglied in Trumps Mar-a-Lago Club in Palm Beach, Florida. Wynn wude beschuldigt, einen Wengui betreffenden Brief der chinesischen Regierung an Trump persönlich übergeben zu haben. Die Regierung Trump jedenfalls hatte damals jedwedes Ersuchen Chinas nach „Auslieferung“ zurückgewiesen.

Jedenfalls verlangte das Justizministeriums nach dem „Foreign Agents Registration Act“ (FARA), Steve Wynn müsse sich als chinesischer Agent registrieren oder sähe einem Verfahren entgegen. Der FARA sieht vor, dass jeder, der für ausländische Interessen lobbyiert, seine Arbeit bei der US-Regierung unter seinem Namen als ausländischer Agent registrieren lässt.

Wynn sah sich nicht betroffen, und es kam zu einem Verfahren, bei dem das Verlangen des Justizministeriums, den langjährigen Kasinoentwickler Steve Wynn zu zwingen, sich als ausländischer Agent zu registrieren, weil er während der Trump-Regierung angeblich auf Geheiß der chinesischen Regierung Lobbyarbeit geleistet haben soll, abgelehnt wurde.

US-Bezirksrichter James Boasberg meinte im Herbst 2022 in seiner 20-seitigen Urteilsbegründung, dass Wynn sich im öffentlichen Interesse gemäß FARA seinerzeit hätte registrieren lassen müssen. „In der Tat bestreitet das Gericht nicht, dass auch Agenten, die ihre Agenturbeziehung beendet haben, aber ihre Aktivitäten nie registriert haben, immer noch im Besitz von Informationen sein können, die laut FARA für die Öffentlichkeit von Interesse sein könnten.“, schrieb er. Das Gesetz verlange jedoch, dass der Fall abgewiesen werde, fügte er hinzu.

Und er sagte, er stimme mit Wynns Anwälten überein, dass die Behörde ihn jetzt nicht zwingen könne, sich als ausländischer Agent zu registrieren, da jede Beziehung, die Wynn mit der chinesischen Regierung hatte, im Jahr 2017 endete. „Auch wenn die Ziele des FARA lobenswert sind, ist dieses Gericht verpflichtet, das Gesetz in der Auslegung des D.C. Circuit anzuwenden. Und das erfordert eine Abweisung“.

Steve Wynn, der 2018, als es doch ein wenig rund ging, als Finanzvorsitzender des Republican National Committee zurückgetreten ist, hatte immer jegliches Fehlverhalten bestritten.

Er trat im Februar 2018 aber auch als Vorsitzender und CEO von Wynn Resorts zurück, nachdem Dutzende von Frauen ihm sexuelles Fehlverhalten innerhalb des Unternehmens mit rund 9.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern vorgeworfen hatten. Unter anderem soll es eine angebliche 7,5-Millionen-Dollar-Einigung mit einer Maniküre gegeben haben. Er stritt die Vorwürfe immer ab, Belege (Fotos, Schriftstücke bzw. Telefonmitschnitte) oder gar Beweise tauchten (in der Öffentlichkeit) nicht auf.

Andererseits wurde Anfang 2019 ein Bußgeld von 20 Mio. USD für Wynn Ressorts vorgeschrieben. Das Casino in Las Vegas hatte Anschuldigungen gegen seinen früheren CEO Stephen Wynn ignoriert. Es ist die höchste Strafe, die eine US-Aufsichtsbehörde für Glücksspiel jemals verhängt hat.

Turbulente Zeiten für Wynn, aber er wird von Forbes 2024 wieder mit 3,4 Mrd. USD bewertet. War kurz nach 2018 mehr nicht ganz so, aber er und sein Vermögen haben sich mittlerweile wieder erholt.

Wynn

Steve Wynn, seines Zeichens einer der erfolgreichsten Immobilienentwickler in Las Vegas (siehe den eigenen Kasten zur Person oberhalb), eröffnete das Wynn am 28. April 2005, am Geburtstag seiner Frau. Dieses Luxushotel war sein Prunkstück und das bis dahin teuerste Hotel der Welt. Die Baukosten allein betrugen 2,7 Mrd. US-Dollar.

Wynn, das Luxushotel, das Maßstäbe setzt
Wynn, das Luxushotel, das schon bei der Eröffnung neue Maßstäbe setzte.

Das Wynn gilt noch heute als eines der luxuriösesten Casino-Hotels der Welt. Die Bewertungen sprechen für sich: AAA (American Automobile Association) 5 Dia­manten, Forbes 5 Sterne, Höchstnoten bei allen wichtigen Veranstaltern.

Künstliche Landschaften findest du natürlich auch im Wynn.
Künstliche Landschaften findest du natürlich auch im Wynn.
Künstliche Landschaften im Wynn
Künstliche Landschaften findest du natürlich auch im Wynn; Wasserfälle in einer Wüstenstadt sind sowieso die ultimative Zeichen von Luxus und Dekadenz.

Das Wynn hat über 2.700 Zimmern und Suiten von je 59 bis 650 m², ist 185 m hoch, verfügt über eine Gesamtfläche von 87 Hektar für das gesamte Resort. Im Wynn findest du auch Geschäfte, eines neben dem anderen und ausnahmslos mit weltbekannten und teuren Marken­-Produkten bestückt.

Die Eingangshalle des Wynn
Bereits die Eingangshalle des Wynn ist respekteinflößend.
Eine Luxusmarke neben der anderen; da bleibt kein Auge trocken und keine Geldbörse ungeplündert.
Eine Luxusmarke neben der anderen; da bleibt kein Auge trocken und keine Geldbörse ungeplündert.

Encore

Das Encore ist das Schwesternhotel des Wynn. Es wurde 2008, nach etwa zweijähriger Bauzeit, eröffnet. Architektonisch ähnelt es dem Wynn, hat aber Bereiche, die du im Wynn nicht finden wirst.

Ein weiterer Blick auf das Encore. Später erbaut als das Wynn, wirkt es wie der spätgeborene Zwilling. Aber beim Encore gilt vor allem: „Size matters!“
Ein Blick auf den Hauptturm des Encore. Später erbaut als das Wynn, wirkt es wie der spätgeborene Zwilling. Aber beim Encore gilt vor allem: „Size matters!“
Die Fassade des Encore wie auch des Wynn gibt - je nach Lichteinfall - einiges an Farbenvielfalt her.
Die Fassade des Encore wie auch des Wynn gibt – je nach Lichteinfall – einiges an Farbenvielfalt her.

Ein zum Strip hin ausgerichteter Teil der über 2.000 Suiten dient Promis, oder eher solchen, die es noch werden wollen, als Auslage zur Eigenpräsentation.

Die Auslage des Encore für VIPs und jene, die es noch werden wollen.
Die Auslage des Encore für VIPs und jene, die es noch werden wollen. Die Dame im Bild rechts am oberen Balkon z.B. hatte, nachdem sie meine Kamera entdeckt hatte, sofort einige Verrenkungen für mich bereit.
Einige Verrenkungen
„Einige“ Verrenkungen. sagte ich.

Der Strip mit anderen Augen

Wir – meine Liebste Christa und ich – haben also unsere eigenen Erfahrungen mit Las Vegas gemacht. Der erste Besuch war noch ein veritables Fiasko, unsere späteren Besuche andererseits brachten für uns bemerkenswerte Eindrücke und Erlebnisse, an die wir uns auch heute noch gerne erinnern.

Miro Nikolic und Werner Hörhann, unsere Freunde, waren 2009 unsere Vorhut. Im Gegensatz zu uns erlebten Werner und Miro Las Vegas schon beim ersten Besuch von seiner allerbesten Seite. Hören wir uns Werners Story an:

„Viva Las Vegas“ hat schon Elvis Presley gesungen. Genau das kann ich gut verstehen. Die „Sin City“ hat mich auf Anhieb in ihren Bann gezogen. Und das, obwohl ich kein Spieler bin.

Welcome to Fabulous Las Vegas - Sign
Welcome to Fabulous Las Vegas (Bild von Werner Hörhann)

Miro und ich kommen von Süden, vom Death Valley, in die Stadt. Zuerst sehen wir die Silhouetten der bekannten Hotels. Die Pyramide des Luxor oder den alles überragenden Stratosphere Tower zum Beispiel. Je tiefer wir in die Stadt eindringen, desto mehr dieser Hotels kommen in Sicht, und die sind wirklich groß.

Der Stratosphere Tower ist Aussichtsturm und Teil des Stratosphere Hotels & Casinos. Das nördlichste der großen Hotels von Las Vegas verfügt über 2.427 Zimmer, der Stratosphere Tower mit Restaurant hoch über Las Vegas ist mit 350 m höchste freistehende Bauwerk der USA westlich des Mississippi. (Bild von Miro Nikolic)
Der Stratosphere Tower ist Aussichtsturm und Teil des Stratosphere Hotels & Casinos. Das nördlichste der großen Hotels von Las Vegas verfügt über 2.427 Zimmer, der Stratosphere Tower mit Restaurant hoch über Las Vegas ist mit 350 m höchste freistehende Bauwerk der USA westlich des Mississippi. (Bild von Miro Nikolic)

Am Las Vegas Boulevard, besser bekannt als „The Strip“, gelten, selbst für amerikanische Verhältnisse, Dimensionen, die einem als Europäer einfach nicht begreiflich, geschweige denn geläufig sind. Hotelfronten von 500 m Länge sind hier genauso zu finden wie Indoor-Hochschaubahnen. Ja, indoor, wirklich; du siehst eine davon auf einer der vorherigen Seiten. Outdoor Videoscreens in von mir noch nie gesehenem Ausmaß. Poolanlagen mit tausenden Quadratmetern Fläche, die jeden Magic Life Club bestenfalls in die „Auch schön“-Abteilung zurückstufen.

Und nochmal Stephen Alan Wynn: The Mirage bei Nacht, Auch wenn das Mirage mittlerweile an MGM verkauft wurde, war es doch Wynns erstes Hotel in Las Vegas, das seine Gäste mit maximalem Luxus überwältigte.
Und nochmal Stephen Alan Wynn: The Mirage bei Nacht, Auch wenn das Mirage mittlerweile an MGM verkauft wurde, war es doch Wynns erstes Hotel in Las Vegas, das seine Gäste mit maximalem Luxus überwältigte.
Treasure Island bei Tag
So sehen es nur wenige Touristen: Treasure Island bei Tag.
Künstliche, üppig ausgestattete Landschaften (hier im Treasure Island) sind in Las Vegas bzw. in den großen Hotelresorts allgegenwärtig.
Künstliche, üppig ausgestattete Landschaften (hier im Treasure Island) sind in Las Vegas bzw. in den großen Hotelresorts allgegenwärtig.

Betrittst du eines der (Hotel-)Casinos, geht‘s eigentlich erst richtig los. Egal ob du eincheckst, dir etwas zu trinken holst oder nur dein Hotelzimmer aufsuchen willst: Du musst durch den Casinobereich. Diese Casinos sind groß, sehr groß. 10.000 m² und mehr sind in praktisch jedem der Hotels mit Slot Machines, Roulette, Black Jack etc. zugestellt. Und dort „spielt die Musik“.

Auch wenn Las Vegas erst bei Einbruch der Dunkelheit so richtig erwacht, siehst du bereits um 8 Uhr morgens die ersten (oder letzten) Spieler an den Tischen bzw. den Automaten sitzen. Dort versuchen sie, mehr oder weniger verzweifelt, ihr Glück zu erzwingen. Erst abends, wenn die Casinos nahezu aus den Fugen geraten, entspannt sich die Stimmung. Dann füllen auch Spieler die Hallen, die Glücksspiel als reinen Spaß verstehen. Sie kommen nach Las Vegas, ohne Probleme damit zu haben, ihr vorgeplantes Budget nötigenfalls im Casino liegen zu lassen.

Hier nochmals das Hotel "Paris" aus einer anderen Perspektive als oben (Bild von Werner Hörhann)
Hier nochmals das Hotel „Paris“ aus einer anderen Perspektive als oben (Bild von Werner Hörhann)

Wir zeigen in diesem Buch Las Vegas – in den meisten Fällen eigentlich bereits das angrenzende Paradise – fast ausschließlich vom Strip, also vom Las Vegas Boulevard, aus. Selbst die kleine Hochzeitskapelle an der Ecke 4th Street/Gass Avenue, deren Bild du am Beginn unseres Berichts findest, liegt ganz in der Nähe dieser Straße, die Las Vegas wie ein Band zusammenzuhalten scheint. Aber was ist mit dem Rest der großen Metropole, wie lebt man dort?

Außerhalb des Strip präsentiert sich Las Vegas wie eine „ganz normale“ amerikanische Großstadt. Wahrscheinlich deswegen sind dort auch kaum auswärtige Besucher zu sehen.

Einzige Ausnahme ist die Fremont Street in Downtown Las Vegas, früher das Zentrum der Stadt. Hier wurde 1925 die erste Glücksspiellizenz in Nevada an den Northern Club ausgestellt. Die Fremont Street erlebte ihre Blüte in den 1950ern und 1960ern, als noch Elvis Presley und Frank Sinatra in Las Vegas auftraten. Damals hatte die Cosa Nostra das Glücksspiel fest im Griff.

Heute: Wenige Überlebende. Golden Gate Hotel & Casino oder das Golden Nugget, Binion‘s, Mermaids, La Bayu und der Las Vegas Club. Und die Neon-Figur eines Cowboys, „Vegas Vic“ genannt. 1995 wurde die „Fremont Street Experience“ fertiggestellt, um dem ehemaligen Zentrum wieder Bedeutung und Besucher zurückzubringen. Dieses Vorhaben ist teilweise auch gelungen.

Trotzdem ist der Strip gegenwärtig noch immer der touristische Dreh- und Angelpunkt der Stadt, auch für Nicht-Spieler.

Epilog

Wir haben nun das Ende unseres Las Vegas-Besuchs und damit auch das Ende des ersten Bands der Buchreihe über den Südwesten der USA, „Gulliver’s Land„, erreicht. Auch wenn wir nicht, wie im Buch, in San Francisco, sondern viel später, im Death Valley, gestartet sind, war es eine sehr nette Erfahrung, diesen Teil unserer Reise mit dir zu teilen. Hat Spaß gemacht mit euch!

Vielleicht regen diese Reiseberichte den einen oder die andere an, selbst mal Erfahrungen so fern der Heimat zu suchen. Die USA, speziell der Süden und Südwesten sind so unterschiedlich von dem, was wir Europäer kennen, jedenfalls wert, erlebt zu werden. Christa und mich haben diese Reisen jedenfalls verändert. Und das war gut so.

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