Es ist der 31., der letzte Tag in diesem Mai. Der Teide , eigentlich „Pico del Teide“, steht auf dem Programm.
Der Teide
Der Teneriffa beherrschende Teide ist ein Schichtvulkan, der wie eine nachträglich aufgesetzte Bergspitze aussieht. Nicht ganz ohne Grund, der Teide hat sich in einem riesigen Vulkankegel, der Caldera Las Cañadas, gebildet. Die Entstehung dieser Caldera wiederum soll vor etwa drei Millionen Jahren begonnen haben. Mit 7.500m Höhe über dem Meeresboden gilt er übrigens als der dritthöchste Inselvulkan unserer Erde.
Dieser – diesmal vom Meeresspiegel ausgehend gemessen – 3.178m hohe Berg ist nicht der älteste Teil der Insel, er ist es aber, der heute die Insel beherrscht. Nicht nur, dass der Teide von den meisten Punkten Teneriffas gut sichtbar ist, ist er bestimmend für die klimatischen Verhältnisse. Es ist hoch genug, die feuchtigkeitsspendenden Wolken, die vom Atlantik kommen, im Norden der Insel zu halten. Daher ist es dort meist grün, wohingegen es im Süden großteils wüstenähnlich heiß und trocken ist.
Wir beginnen den Aufstieg keuchend. Der kleine Hundai i20 keucht, wir noch nicht. In scheinbar unendlichen Kurvenfolgen schrauben wir uns den Berg hoch.
In Bebedero begleitet uns noch ein blauer, teilweise wolkiger Himmel; nach Aquamansa wird es dicht: Wir befinden uns nun direkt inmitten der Wolkenschicht.
Piedra de la Rosa
Ulrich hat uns geraten, nach der Basaltrose Ausschau zu halten. „Die findet Ihr beim zweiten oder dritten Aussichtspunkt. Wir versuchen mitzuzählen. Beim ersten Aussichtspunkt, den wir finden, bleiben wir stehen. Malerisch, wie die Wolkenfetzen an uns vorbeiziehen. Da sehen wir einen schmalen, ausgebauten Pfad abwärts, der durch einen Tunnel unter die Straße führt.
Da müssen wir hin, das sieht bedeutungsvoll aus. Wie sich zeigt, ist das genau der gesuchte Aussichtspunkt, der Mirador Piedra de la Rosa. Kurz nach dem Tunnel öffnet sich der Berg. Wow! Da ist sie, die Basaltrose, „La Rosa“.
Dieser Aussichtspunkt bietet übrigens bei klarer Sicht nach Westen einen fantastischen Blick auf die Insel La Palma. Das Glück haben wir heute nicht. Aber der Blick auf die Rose ist ebenso einzigartig.
Über den Wolken…
Wir keuchen die TF-21 entlang weiter gen Himmel. Nach einigen Kilometern durchstoßen wir die Wolkenschicht. Der Anblick ist, ich muss mich wiederholen, einzigartig. Wie ein weiter See liegen die Wolken unter uns. Wir können uns von dem Anblick kaum trennen.
Ein paar Minuten später erhaschen wir an einer Kehre einen prächtigen Blick auf den Teide. Wenn sich nicht gerade wieder Touristen vor die Kamera stellen, um ein besseres Bild zu erhaschen. Und es gibt an dieser Stelle jede Menge Touristen.
Kurz darauf erreichen wir das Rasthaus an der Kreuzung der TF-21 mit der TF-24, die über den Lomo Pelado bei Las Rosa und La Esperanza nach San Christobal de La Laguna, auch kurz „La Laguna“ genannt, führt.
Nach einer ausgiebigen Begutachtung der dort gerade prächtig blühenden mannshohen Roten Natternköpfe und einer kleinen Erfrischung fahren wir jedoch auf der TF-21 weiter Richtung Parque Nacional de Teide.
Die Aussichtspunkte ziehen uns magnetisch an. Die Landschaft wechselt, die Baumgrenze haben wir nun hinter uns gelassen. Steine, Felsen. Und plötzlich heller Sand. Sanddünen. Von leicht rosa über gelb bis zu zartem Grün reicht die Farbskala.
Tolle Panoramen. Zwei Calderas nebeneinander. In dieser Gegend muss es ganz schön heiß hergegangen sein. Gott sei Dank schon vor einiger Zeit. Der Boden ist heiß, aber von der Hitze glühender Lava doch noch ein wenig entfernt.
Wir erreichen die Base del Teide bei 2.250m Seehöhe. Unweit davon befindet sich das Cafe Los Roques. Es ist nach den Roques de García benannt, einer bizarr geformten Felsenformation aus vulkanischem Gestein, deren bekanntester Felsen der Roque Cinchado ist, der auch Steinerner Baum oder Finger Gottes genannt wird und der als Wahrzeichen der Insel gilt.
Das Cafe ist voll mit Touristen. Man weiß dort auch an Touristen zu verdienen. Ein simples Sandwich – zwei dreieckige Pappendeckel mit schmackhaftem Inhalt – ist mit EUR 4,50 zu vergüten. Na ja, für jemanden, der schon im Flieger für ein warmes Sandwich EUR 7,50 berappen durfte, dennoch eine Kleinigkeit.
Wir kehren nicht um, wir fahren die Strecke weiter, wir haben noch etwas vor. Von nun an geht’s bergab. Wir nähern uns wieder der Wolkengrenze. Nach Villaflor biegen wir auf die TF-563 ab und befinden uns nahe El Frontón sehr plötzlich und ohne Vorwarnung deutlich unterhalb der Wolkenschicht. Wie ist denn das passiert? Die Kakteen jedenfalls blühen, als würde sie das alles nichts angehen.
Pirámides de Güímar
Weil wir schon mal „in der Nähe“ waren, hatte ich im Cafe des Roques vorgeschlagen, noch die Pyramiden von Güímar zu besuchen. Der einzige Kommentar meiner Liebsten war „Aber morgen ist dann Rasttag!“ Ich gebe zu, ich hatte das mit „in der Nähe“ etwas unterschätzt. Gebirgsstraße und so. Und dann, Güímar ist nicht so ganz Pirámides de Güímar. Da liegen nochmals 17 Fahrminuten dazwischen. Die Zeit wurde knapp. Gib Gas, Junge!
Die Pyramiden erreichten wir so, dass uns gerade noch 50 Minuten vor Ort blieben. Mit strammem Schritt und etwas Disziplin ist das zu schaffen, dennoch solltest du eineinhalb bis zwei Stunden einplanen, wenn du diese Sehenswürdigkeit genießen willst.
Die Pyramiden, auf die Thor Heyerdahl 1990 aufmerksam wurde, sind nicht ganz so, wie wir sie uns vorgestellt hatten. Erhalten sind sechs von ursprünglich neun pyramidenförmigen Terrassenbauten, die aber keine Spitze tragen, sondern zuoberst eine ebene Fläche bilden. Auf diesen Flächen stand auch früher nicht das, was wir als Pyramiden kennen; es zeigten sich bei den Ausgrabungen eindeutige Pflugspuren.
Auch wenn Thor Heyerdahl noch annahm, diese pyramidenförmigen Bauten seien eine Art Zwischenstation auf dem Weg ägyptischer Sonnenanbeter zu den Mayas Mittelamerikas, ist heute eindeutig nachgewiesen, dass die Fundamente der Terrassenbauten frühestens aus dem 19. Jhdt. stammen. In den oberen Terrassen wurden sogar Fundstücke aus dem 20. Jhdt. gefunden. Eines der interessantesten Stücke dürfte ein offizielles Siegel von 1848 sein.
Im für Touristen zugänglichen Park befinden sich auch Gärten. Einer der Bereiche ist als „Giftgarten“ ausgewiesen und enthält mehr als 70 giftige Pflanzen aus aller Welt. Lucrezia Borgia hätte ihre Freude gehabt. Ein anderer, der „Nachhaltige Garten“, wurde in Zusammenarbeit mit der Universität von La Laguna entwickelt. In ihm wurde auf etwa 1,000m2 eine kanarische Schlucht reproduziert. Mit eigenem Bach und den typischen Pflanzen für dieses Umfeld. Der europäische Aal wurde hier angesiedelt, der einzige Süßwasserfisch, der in den Gewässern der Kanaren vorkommt.
Das angeschlossene Museum „Casa Chacona“ lehnt sich an Thor Heyerdahls Lebenswerk an, befasst sich mit der Besiedlung Polynesiens, mit den bärtigen Göttern von Mexiko und Peru. Ausgestellt sind u.a. auch Nachbauten bzw. Modelle der Schiffe, die Thor Heyerdahl zur Überprüfung seiner Theorien und Hypothesen gebaut hatte.
Ein anstrengender Tag neigt sich seinem Ende zu. Wir schaffen es gerade noch rechtzeitig zum Hotel, diesmal über die „Südroute“, vorbei an Santa Cruz und La Laguna.
Tagebuch
Teneriffa | Lage, Entstehung, Klima |
Der erste Tag | Anreise, Hotel, Puerto de la Cruz |
Der zweite Tag | Icod de los Vinos, Parque del Drago, Abend am Strand |
Der dritte Tag | Puerto de la Cruz |
Der vierte Tag | Icod de los Vinos, Garachico, Masca |
Der fünfte Tag | Der Teide, Die Pyramiden von Güímar |
Der sechste Tag | Puerto de la Cruz |
Der siebente Tag | Playa de las Teresitas |
Der achte Tag | Rückreise |
Die Galerie | Eine bildhafte Nachbetrachtung |