Sudetendeutsche in Gerolzhofen 2003

Die Sudetendeutschen

Sudetendeutsche aus Bilin in Gerolzhofen
Eine Erinnerung an „bessere Tage“ in Bilin, Böhmen.

Jährlich, kurz nach Ostern, findet im fränkischen Gerolzhofen das Treffen der aus der Stadt und dem Kreis Bilin und Umgebung (Böhmen, Tschechien) vertriebenen Sudetendeutschen statt.

Die Vertreibung fand nach dem zweiten Weltkrieg statt und endete bei vielen Vertriebenen mit dem Tod bereits auf den Märschen. Die Überlebenden landeten letztlich dort, wo sie nicht mehr weiterkonnten. Für viele war Endstation im damals von Russen besetzten Ostdeutschland, andere kamen bis ins (ebenfalls, allerdings von westlichen Alliierten, besetzte) Westdeutschland, nach Österreich etc.

In Gerolzhofen hatten sie einmal im Jahr die Gelegenheit, alte Freunde und Bekannte wieder an einem Ort zu sehen, mit ihnen zu plaudern und sich auszutauschen. Traurig, bei jedem Treffen zu erfahren, dass wieder viele der alten Freunde im letzten Jahr verstorben waren oder aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr zu den Treffen anreisen können. Heute wenn ich diese Zeilen schreibe, also 2022, ist auch unsere Mutter mit 93 Jahren nicht mehr dazu in der Lage. Und sie war eine der Jüngeren, als die Todesmärsche begannen. Und viele der Nachkommen sind nicht mehr den alten Traditionen und Volksgruppen-Zugehörigkeiten verhaftet; sie haben heute wenig bis kein Interesse, diese Treffen zu besuchen.

Wir, Christa und ich, manchmal auch Helga, haben unsere Mutter in einigen Jahre zu diesen Treffen begleitet. 2003 war so ein Jahr. Und wir haben natürlich auch die Umgebung, die fränkische Schweiz und vieles mehr nach verbliebenen Osterbrunnen und anderen Sehenswürdigkeiten durchsucht.

Gerolzhofen

Ein freundliches Städtchen mit etwas weniger als 7.000 Einwohnern. Ich mag diese kleine, gepflegte Stadt mit Ihren Stadtmauern und der Promenade rundum mit seinem Summstein.

Der Summstein
Hol dir deine eigenen Vibes zurück!

Ich liebe das Zentrum mit dem Steigerwalddom, in dem so manch interessante Veranstaltung stattfindet. Ich liebe die kleinen Gässchen, die Fachwerkhäuser, das Alte Bräuhaus mit seinem Kauzen-Bräu und viele andere originelle Lokale. Und ich mag die Menschen dort.

Im Alten Bräuhaus nach einem Glas Kautzenbräu
Nach einem kräftigen Schluck Kauzen-Bräu sind alle Menschen Brüder (und Schwestern).

Die Heimatstuben in Gerolzhofen

Die Gemeinschaft der Sudetendeutschen hat in jahrelanger Arbeit einiger weniger Mitglieder die Heimatstuben aufgebaut, eingerichtet und mit Exponaten aus der alten Heimat versehen.

Ebrach

Der Osterbrunnen von Ebrach
Solche und ähnliche ausgestattete Osterbrunnen findet man in der Gegend häufig.

Bamberg

Im Bamberger Dom
Opferkerzen im Bamberger Dom

Bamberg hieß früher einmal Babenberg und ist eine kreisfreie Stadt mit einem sehr imposanten und bekannten Dom. Wir sind stundenlang durch die Gassen spaziert und haben uns danach ein Bamberger Rauchbier gegönnt.

Auf unserem Spaziergang haben wir viele Seiten Bambergs gesehen: Die für ihre nur 59km Länge erstaunlich eindrucksvolle Regnitz, an der Bamberg liegt; die Regnitz ist ein Nebenfluss des Mains. Erstaunlich kreativer und malerischer Verfall, auch nahe der Regnitz unweit des Zentrums. Gewaltige Bauten wie den Bamberger Dom, einem der früheren Kaiserdome, mit seinen vier Türmen oder das Alte Rathaus, das fast wie ein Erker mitten in der Regnitz hängt.

Das Alte Rathaus von Bamberg
Das Alte Rathaus von Bamberg mitten in der Regnitz

Hier einige Einsichten, die wir auf unserem Spaziergang gewonnen haben:

Königsberg

Eine kleine, alte bayrische Stadt, die etwa 3.600 Einwohnern beherbergt – nicht zu verwechseln mit Königsberg in Preußen. Königsberg hat auch im Dreißigjährigen Krieg eine Rolle gespielt – und darunter auch gelitten.

Hier wohnte Feldherr Von Tilly zehn Tage lang
Hier wohnte Feldherr Von Tilly zehn Tage lang.

Feldherr Johann Serclaes von Tilly besetzte im Jahre 1632 während des Dreißigjährigen Krieges mit rund 8.000 Soldaten die kleine Stadt Königsberg. Im Stall eines Hauses am Salzmarkt, das von von Tillys besetzt war, soll damals ein Feuer ausgebrochen sein, welches dann zu dem verheerenden Stadtbrand geführt haben. Haus für Haus geriet in Flammen, bis zwei Drittel aller Häuser in Königsberg zerstört waren. Der „Tilly-Hof“ wurde nach dem bekannten Feldherrn benannt und erinnert auch heute noch an den Dreißigjährigen Krieg.

Schweinfurt

Lokalkolorit in Schweinfurt
Das echte Leben: Die Rossmann-Gaststätte beim Busbahnhof damals, 2003. Kurz darauf bereits abgerissen, heute aber überraschenderweise bei Google-Maps auf Streetviews gesehen. Wie geht das?

Zugegeben, wir waren nur in der Nähe des Busbahnhofs am Rossmarkt, können uns aber an einige schönere Städte in Bayern erinnern. Trotzdem wird uns gerade der Rossmarkt in Erinnerung bleiben. Die kleinste Gaststätte, die ich kenne, war dort. Und wir trafen Schweinfurter Originale, wie sie audentischer nicht sein könnten.

Auch sonst gab es interessante Ein- und Durchblicke:

Prichsenstadt

Prichsenstadt

Das kleine Prichsenstadt mit seinen etwa dreitausend Einwohnern und seiner nahezu vollständig erhaltenen, mittelalterlichen Altstadt ist seit dem 15. Jhdt. erstmals von einer Befestigung umgeben wurde. Sie war im 16. Jhdt., während und wegen der Reformation, häufig Ziel heftiger Angriffe.

Der Großteil des Baubestands geht aber erst auf die Zeit nach dem Dreißigjährigen Krieg, als es dessen es in der Gegend etwas ruhiger wurde, zurück. Die Altstadt von Prichsenstadt steht unter besonderem Ensemble-Schutz und wirkt auch heute noch, als wäre die Zeit stehengeblieben. Stadtmauern, Stadttore und der Stadtturm mit seiner Türmer-Wohnung sind bestens in Schuss und auch heute noch voll funktionsfähig.

Prichsenstadt ist uns ganz besonders ans Herz gewachsen. Wir haben diesem Kleinod daher ein ganz eigenes Kapitel gewidmet.

Dettelbach

Wallfahrtskirche „Maria im Sand“
Die Wallfahrtskirche „Maria im Sand“

Heute ist Dettelbach mit seinen jährlich etwa 80 angemeldeten Wallfahrten (etwa 8.000 Pilger pro Jahr) einer der bedeutendsten Wallfahrtsorte in der Diözese Würzburg.

Aber Jahrtausende davor, bereits in der Altsteinzeit, lebten in der Gegend um Dettelbach Menschen, wie Fundstücke (Klingen, Schaber und Kratzer) belegen. In der Jungsteinzeit begannen Menschen hier sesshaft zu werden, und das Schicksal nahm seinen Lauf. Später, während der Zeit der Völkerwanderungen wurden die ansässigen Kelten von Slawen benachbart und schließlich vertrieben, die wiederum wenig später von germanischen Stämmen, darunter Alemannen und Burgundern, vertrieben wurden. Ab dem 6. Jhdt. drangen die Franken, ein germanischer Großstamm, in das Gebiet ein und begannen, welche Überraschung, Alemannen und Burgunder sowie andere germanische Stämme zu vertreiben. Kommt uns das bekannt vor? Wirklich?

Nun gut, Dettelbach ist in den Jahrtausenden zu einer sehr liebenswerten Stadt herangewachsen und beherbergt heute etwa siebentausend Einwohner. Die Stadtbefestigung wurde ab dem Ende des 15. Jhdts. errichtet und besteht heute nur mehr teilweise, allerdings ist noch eine große Zahl an Mauertürmen erhalten.. Wir sind auf gut gepflegten Teilen der Stadtmauern spaziert und haben danach die Wallfahrtskirche „Maria im Sand“ besucht.

Die Fränkische Schweiz

Fränkische Schweiz

Die fränkische Schweiz hat ihren Namen kulturellen und geologischen Eigenheiten zu verdanken. Sie ist voll mit schroffen Felsformationen und höhlen, sowie reich an Burgen und Burgruinen. Und sie ist, das wollen wir nicht verschwiegen, ein Highlight für Osterhasen. Unsere Rüssels haben sich unter all den Osterhasen richtig wohl gefühlt.

Ebermannstadt

Die Stadt liegt etwa 25km südöstlich von Bamberg und 35km nördlich von Nürnberg im Naturpark Fränkische Schweiz-Veldensteiner Forst und sieht sich selbst als das Herz der Fränkischen Schweiz und als Eingangstor zur Fränkischen Schweiz.

Wir haben dort allerdings vor allem Ostereier an den Osterbrunnen bewundert.

Das Biliner Stadttreffen in der Schwane

Zu den Treffen der Sudentendeutschen liefere ich hier „nur“ einige Bilder in Albenform, man möge mir verzeihen.

Das Treffen des Kreises Bilin in der Stadthalle

Der Festakt an der Friedhof-Gedenkstätte

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