Review: Marrex MX-G20M

Marrex MX-G20M Geotagger

Gute Idee mit verbesserungsfähiger Ausführung

Ich habe diesmal auf meiner USA-Reise zwei verschiedene GPS-Tracker mit, um sie zu testen. Unter anderem einen MX-G20M „Professional“ von Marrex. Natürlich will ich meine Fotos bei der Bearbeitung exakt lokalisieren können. Es ist nämlich ganz schön nervig, wenn Bilder vor der Veröffentlichung nicht korrekt zugewiesen werden können. Bei mehreren tausend Fotos, aus denen für z.B. ein Buch etwa 250 bis 300 ausgewählt werden sollen, kommt es ohne GPS-Daten schnell zum Chaos.

Der Test des Marrex MX-G20M „Professional“ traf mich zufällig. Ich hatte eben einen Solmeta Geotagger 2 Pro erworben, der leider eine nicht funktionierende <Enter>-Taste aufwies. Er wurde prompt und ohne Probleme getauscht. Als die nächste Lieferung mit meinem neuen Solmeta beim PhotoProShop, einem meiner bevorzugten Lieferanten für spezielleres Fotozubehör, eintraf, war zufällig auch ein neues Gerät eines anderen Herstellers eingelangt, das getestet werden musste, um festzustellen, ob das Gerät ins Firmenprogramm passe. Nachdem ich sowieso den Solmeta testen musste, sagte ich zu. Kurz darauf langte der Marrex MX-G20M bei mir ein.

Marrex MX-G20M
Marrex MX-G20M Geotagger: Basiseinheit

Was verspricht uns der Verpackungstext?

Einen GPS-Tracker für Nikon-Kameras (es gibt auch eine Ausführung für Canon) mit Kompass für die Blickrichtung und einem zuverlässigen Speicher der letzten Position, wenn das Gerät einmal die Position verliert, wie das bei Schlechtwetter selten, in tiefen Häuserschluchten schon mal passieren kann. Dazu noch einen Kabelfernauslöser.

Packungsinhalt

Die Schachtel beinhaltet netterweise alles, was der Fotograf so braucht: den Geotagger, der mit seinen orangen „Bumpern“ sehr gut aussieht, eine Schlaufe, mit der der Marrex beim Runterrutschen vom Blitzschuh an der Kamera gehalten wird, zwei Kabel zum Anschluss an Nikon D800/810 und D600/610, womit aber auch viele anderen Nikon-Kameras angeschlossen werden können, und ein Manual. Weiters wurde auch ein kabelgebundener Fernauslöser mitgeliefert.

Die Kabel sind glatt, gerade und nicht als Spiralkabel (wie z.B. beim Solmeta) ausgeführt. Das spart Gewicht und bringt aus meiner Sicht keine Nachteile. Dass die glatten Kabel leichter von der Kamera abstehen und der Fotograf leicht irgendwo hängenbleibt, lasse ich nicht wirklich gelten: Ich habe das Kabel an der D610 auf diese Weise angebracht:

Glatte Kabel an Nikon D610
Glatte Anschlusskabel, angeschlossen an Nikon D610: nichts steht ab, die Kamera bleibt leicht.

Und damit über acht Wochen keinerlei Probleme gehabt. Nichts steht ab, und die Kamera bleibt „unbeschwert“.

„Sieht gut aus…“, denke ich mir, als ich die Verpackung weiter in Augenschein nehme, „…und fühlt sich gut an.“ Ein Blick in das Manual (beim Testgerät englisch) zeigte allerdings, bereits dass der Übersetzer ins Englische kein „Native Speaker“ war. Das Problem ist mir nicht neu, das passiert heute leider bei vielen Produkten. Ist es wirklich so schwer für einen Hersteller, seine Handbücher und Manuals von professionellen Übersetzern erstellen und von Lektoren mit der entsprechenden Muttersprache korrigieren zu lassen? Besonders teuer ist das im Vergleich zu Entwicklungs- und Produktionskosten nicht.

Das schwache englische Handbuch wird allerdings durch die sehr gute Menüstruktur mit logischer Bedienung in Verbindung mit dem sehr gut ablesbaren Display ausgeglichen. Da können sich andere Hersteller eine Scheibe abschneiden. Ein Übersetzungsfehler in der Menüstruktur war aber augenfällig: „Calculate“ sollte wohl eher „Calibrate“ heißen, wie wir vom Hersteller erfahren haben. Und damit sind wir schon mitten drin.

Die Wahrheit

Zuerst will ich jedes neue Gerät einrichten. Dabei hilft das hervorragende Display – habe ich das schon erwähnt? – sehr. Buchstaben wie Ziffern sind trotz kleiner Schrift sehr gut ablesbar.

Die Einrichtung läuft schnell und unproblematisch ab. Fast perfekt, denn der Marrex MX-G20M lässt zwar die Einstellung der richtigen Zeitzone zu, verfügt aber über keine Möglichkeit einer Einstellung der Sommerzeit. Dieses Manko hat er zwar mit den meisten anderen aktuellen GPS-Trackern auf dem Markt gemein, es bleibt trotzdem ein Mangel. Einzige Abhilfe sehe ich bis jetzt in der Einstellung einer falschen Zeitzone, deren Zeit mit unserer Sommerzeit übereinstimmt.

Ich bin ohnehin der Meinung, dass die Zeiteinstellung anachronistisch ist. Jeder GPS-Tracker kann GPS-Signale auswerten, um den exakten (nun ja, halbwegs exakt reicht in dem Fall auch) Standort festzustellen. Weiß aber ein GPS-Tracker mal, wo er sich befindet, sollte es möglich sein, die richtige Zeitzone selbst und automatisch einzustellen; sogar Sommerzeit-Einstellung wäre kein unüberwindliches Hindernis. Die Basiszeit selbst kommt ohnehin über die Satelliten, das Datum ebenso.

Auf meiner Reise habe ich auf die Einstellung für die verschiedenen Zeitzonen innerhalb derer ich mich bewegte – dazu noch manchmal Sommerzeit, manchmal nicht -, verzichtet. Ich habe mit PDT (Pacific Day Time) zu arbeiten begonnen und bin dabei geblieben. Der Hauptteil der Reise betraf ohnehin die Westküste Kaliforniens.

Das zweite Problem, welches bei den Einstellungen auftritt, betrifft den eingebauten Kompass. Die Kalibrierung erfolgt auf dieselbe Weise wie bei anderen Geräten mit Kompass: Rauf auf den Blitzschuh der Kamera, und dann Kamera mit GPS-Tracker je zweimal um die drei möglichen Achsen der Kombi drehen. Jede Umdrehung soll etwa zehn Sekunden dauern und rund (in einem Zug) erfolgen. Danach ist der Kompass kalibriert.

Ich schreibe „ist kalibriert“, besser sollte es im Fall meines Testexemplars „sollte kalibriert sein“ heißen, denn bei meinen Versuchen erfolgt keine Kalibrierung. Das Display vermeldet sofort nachdem ich „Calculate“ zur Einrichtung bestätige – und noch bevor ich die Kamera zu drehen beginne, bereits „Confirm“, was ich aber erst nach der vorgeschriebenen Prozedur bestätige.

Egal, der Kompass zeigt Norden mit einer starken Abweichung, die sich auch durch weitere Versuche nicht ändert. Bei weiteren Versuchen sind bereits zwei Freunde an Board, um Fehler meinerseits ausschließen zu können. Vielleicht Jedenfalls ändert auch die Zuziehung externer Experten bei dem mir vorliegenden Test-Exemplar nichts an den Ergebnissen. Der Kompass zeigt falsche Aufnahmewinkel an. Es ist dabei egal, ob ich mich in Wien oder auch in Amerika befinde. Falsch ist falsch. Mir persönlich ist der Blickwinkel nicht so wichtig. Aber der Kompass ist als Produktmerkmal angeschrieben; da sollte er dann auch funktionieren.

Was ich ebenfalls überprüfe ist die Zuverlässigkeit der Höhenangabe („ALTitude“), wobei ich mich an Messpunkten der Karte (Österreich) oder an Höhenangaben direkt an der Straße (USA) orientiere. Es zeigen sich beim Marrex MX-G20M Abweichungen von 0 bis etwa 80m. Das schaut auf den ersten Blick übel aus. Verglichen mit meinem Referenzgerät (Solmeta Geotagger 2 Pro) sind die Abweichungen sogar etwas geringer. In jedem Fall reicht die Genauigkeit für die Festlegung von Kamerastandpunkten locker.

Wie sieht es nun eigentlich mit entscheidenden Messwerten, z.B. der Standortgenauigkeit aus? Gut bis sehr gut. Hier steht der Marrex den Top-Geräten auf dem Markt um nichts nach. Auch sehr wichtig: Wie lange braucht der Marrex, um sich zu orientieren? Zwischen 18 und 40 Sekunden liegen meine Messwerte, wenn der Geotagger from the scratch gestartet werden muss. Die längste Startzeit liegt etwas über der des Solmeta Geotagger 2 Pro, dafür ist er nach Standby-Phasen blitzartig wieder da, der Solmeta braucht da eine halbe bis drei Sekunden Gedenkpause. Der Marrex MX-G20M scheint im Standby in kürzeren Abständen die Position zu überprüfen als der Solmeta.

Akku

Weil wir schon bei den Vergleichen sind: Der Solmeta zeigt (siehe dessen Test – kommt demnächst) bei entsprechender Einstellung auch im Standby Mode am Display „AUTOmatisch“ an, der Marrex zeigt nach kurzer Zeit ohne Knopfdruck gar nichts mehr. Dazu ist keine spezielle Einstellung nötig. Du weißt, du hast ihn eingeschalten? Gut, denn sehen wirst du es nach einiger Zeit nicht mehr. Für mich kein Problem, kann aber für Menschen, die andauernd ein- und ausschalten, eines sein.

Als sehr angenehm, vor allem im Vergleich mit einer ganzen Reihe von anderen ähnlichen Geräten, erweist sich das Ausschalt-Prozedere: Etwa zwei Sekunden auf den Power-Knopf drücken. Es ertönt ein klar vernehmbares „Piep“, und der Marrex ist ausgeschaltet. Klingt einfach, ist es auch. Bei anderen Geräten muss nach dem Ausschalten noch bestätigt werden, keine optische Rückmeldung erfolgt etc.

Ich persönlich schalte einen Geotagger vor dem ersten Bild des Tages ein, ausgeschaltet wird erst wieder im Hotel. Das hat Vor- und Nachteile. Vor allem leert sich der Akku über den Tag. Marrex hat einen eingebauten Akku und kann sich daher selbst mit Strom versorgen, ohne dauernd an der Kamera zu nuckeln. Marrex verspricht bei vollem Akku eine Versorgungsdauer von bis zu 10 Stunden. Und überraschenderweise hält der MX-G20M dieses Versprechen bereits nach der dritten Akkuladung bei durchschnittlicher Benutzung auch ein. Selbst bei 600 Fotos über den Tag und über eine Strecke von 400km verteilt, schafft er zumindest 8 Stunden. Das dürfte derzeit Bestwert sein.

Einen Haken hat der Akkubetrieb allerdings: Zwischendurch muss geladen werden. Klingt harmlos, ist es aber nicht. Erster Abend in Amerika: Marrex per Ladekabel ans (nicht mitgelieferte) USB-Ladegerät. Am nächsten Morgen Kontrolle: „Ich bin leer.“ Fix no amoi!“ Ein Blick ins Ladegerät zeigt: Zum Laden muss „CHARGE“ im Menü gefunden und eingestellt werden. Sapperlot!

Gut, wenigstens dann ist der Akku voll. Öha! Wieso nuckelt denn der Marrex schon wieder am Kamera-Akku? Weil er den Charge-Modus nicht verlassen hat. Der Charge-Modus müsste nach dem Laden manuell wieder abgeschaltet werden.

Ich habe allerdings auch eine andere Methode gefunden: Ich schalte den Marrex nach dem Laden aus, setze ihn auf die Kamera, verkable ihn  und schalte ihn erst wieder ein, nachdem die Kamera bereits eingeschaltet ist. Dann funktioniert alles, wie gewünscht. Hier sollte Marrex aber nachbessern, solche Kopfstände sind unnötig und verzichtbar.

Sonstiges

Ein paar Worte noch zur Verarbeitung: Nach wenigen Tagen des Gebrauchs hat sich bei unserem Marrex die Halterung auf dem Blitzschuh destabilisiert. Die Halterung, die im Blitzschuh steckt, steckte auch dann noch ordentlich, allerdings bewegte sich der Geotagger selbst auf dieser Halterung.

Marrax MX-G20M Wackeln
Marrax MX-G20M: wackelt auf dem Blitzschuh seitlich. Mal nach rechts…
Marrax MX-G20M Wackeln
…mal nach links.

Nachdem ich befürchtete, dass das Gerät vom Blitzschuh bricht, habe ich nachgesehen, woran dieses Problem liegen könnte. Da hilft nur das Zerlegen – nicht für ängstliche Gemüter zu empfehlen, weil Gewährleistung und Garantie damit dahin wären.

Marrex MX-G20M zerlegt
Der Marrex MX-G20M wird zerlegt. Einerseits die Elektronik, die ist aber nicht das Problem.
Marrex MX-G20M zerlegt
Andererseits die Kunststoffschale, in der der Geotagger steckt.

Schnell zeigt sich, dass die Befestigung mit dem Geotagger nur mit zwei winzigen Schrauben verbunden ist:

Marrex MX-G20M zerlegt
Die zwei kleinen Schrauben halten nicht wirklich.

Diese Schrauben sind zu dünn, sie drehen durch, was der Stabilität eindeutig abhold ist. Also minimal dickere Schrauben geholt, Superkleber ausgepackt und die Teile nach Auftragen von ein paar Tropfen Superkleber neu verschraubt.

Bis Salt Lake City hat diese Bastelei gehalten. Ich habe das Teil jetzt mal zur Seite gelegt und noch nicht nachgesehen, was diesmal schief gelaufen ist. Zuwenig Superkleber? Zuwenig Druck beim Zusammenkleben? Wenn ich wieder gesund werden sollte, werde ich das feststellen.

Edit: Es war wohl, wie ich mittlerweile festgestellt habe, zu wenig Superkleber an den falschen Stellen. Und zu wenig Druck beim Verkleben.

Recht praktisch – vor allem für Nikon D800/D810 User – ist der beigelegte Kabelfernauslöser. Die Kabelverbindung ist bei der D8xx am Gehäuse verschraubt. Wenn du dann schnell mal ein Foto vom Stativ machen möchtest, hast du schlechte Karten. Abschrauben, Fernauslöser (kostet fast wie GPS-Tracker) anschrauben. Ein Finger sollte dabei heil bleiben, den brauchst du für die Auslösung noch. Steckt der Marrex MX-G20M auf dem Blitzschuh und ist per Kabel mit der Zubehörbuchse verbunden, reicht es, den mitgelieferten Kabelfernauslöser in die freie Klinkenbuchse des GPS-Trackers zu stecken.

Fazit

zweieinhalb Sterne von fünf mögllichen

Wenn man den Marrex MX-G20M richtig bedient (siehe „Akku“ und „Charge“), erweist er sich als zuverlässiger und präziser Begleiter, soweit es um Standortfragen geht. Er ist auch zuverlässig beim Betreten von Gebäuden, die GPS-Signale abschirmen; die Daten des letzten Standorts vor dem Signalverlust werden korrekt in die Bilddaten geschrieben.

Der Kompass meines Gerätes dürfte defekt sein, was sich allerdings mangels eines weiteren Gerätes nicht mit 100%iger Sicherheit sagen kann. In jedem Fall ist das eine Sache, die über die Gewährleistung geregelt werden kann.

Edit: Wie sich mittlerweile herausgestellt hat, war nicht der Kompass meines Testmusters defekt, sondern der Kompass funktionierte in der ersten Serie generell nicht. Sowohl die Kalibrierung als auch die Funktion des Kompasses sollten bei aktuellen Geräten bereits korrigiert worden sein (siehe unten). Ich kann das nur nicht überprüfen, da mir das versprochene verbesserte Testexemplar bis heute nicht erreicht hat.

Der Marrex MX-G20M sieht gut aus und ist vom Gehäuse her ausreichend robust. Die Befestigung des Gehäuses an der Blitzschuhhalterung sollte aber unbedingt verbessert werden. Die unnötig komplizierte Handhabung zum Laden des internen Akkus gehört ebenfalls dringend verbessert.

Besonders hervorzuheben sind die intuitive Menüführung des Marrex MX-G20M und das ausgezeichnete Display.  Positiv anzumerken ist auch die lange Akkuversorgungszeit des Marrex, die eine deutliche Bestmarke unter den mir zur Verfügung stehender GPS-Tracker aufgestellt hat.

Da der Preis des Marrex MX-G20M mittlerweile von ursprünglichen EUR 299 auf EUR 149 gesenkt wurde, halte ich ihn – vor allem in Anbetracht der angeblich bereits korrigierten Schwächen (siehe unten) – für einen empfehlenswerten Geheimtipp.

Was danach noch folgte

Ich habe die Beanstandungen am 12.11.2014 via Photoproshop an den Hersteller zur Stellungnahme übermittelt. Binnen zehn Tagen kam die Antwort:

We have solved these problems:

  • Summer time is available on both Nikon & Canon GPS
  • Adjust the internal electronic compass in Nikon GPS, they can acquire right shooting azimuth now
  • Add internal electronic compass to Canon GPS 
  • Update the electronic compass calibration mode
  • „Charge Finish“  font will show on the LCD screen if battery is fulled
  • Update the user manual

Ein weiteres, verbessertes Testexemplar sollte mir in Kürze zukommen. Trotz einiger Urgenzen ist dieses Testmuster bis heute nicht bei mir eingelangt. Sollte da noch etwas nachkommen, werde ich gerne überprüfen, wie es mit der mechanischen Verbindung zwischen Blitzschuh und Gehäuse aussieht und wieweit die beanstandeten Mängel tatsächlich behoben wurden.

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